Qatar hat die Formel-1-Welt erneut mit seiner atemberaubenden Kulisse und seinem anspruchsvollen Layout begeistert – doch das vergangene Wochenende auf dem Losail International Circuit war besonders für Ferrari und Charles Leclerc ein Rennen zum Vergessen. Während sich Teams wie McLaren und Red Bull ein heißes Duell um Podiumsplätze lieferten, fand sich der Monegasse in einem zermürbenden Kampf gegen das Mittelfeld wieder.
Schon im Qualifying ließ sich abzeichnen, dass Ferrari mit ungewöhnlichen Problemen zu kämpfen hatte. Weder Leclerc noch sein Teamkollege Carlos Sainz konnten die Pace der Spitzengruppe gehen. „Wir waren nirgendwo“, fasste Leclerc die schwierige Situation zusammen. „Mir fehlen die Worte.“ Solche offenen Worte sind trotz aller Enttäuschung selten im Formel-1-Fahrerlager und geben einen Einblick in die angespannte Atmosphäre beim italienischen Traditionsteam.
Strategisch setzte Ferrari darauf, den Reifenverschleiß in Schach zu halten, doch selbst das genügte nicht. Der Circuit von Losail bestrafte harte Beanspruchung gnadenlos, weshalb auch das Auftreten von Reifenschäden im Freien Training für große Sorgen sorgte. Leclerc kämpfte das gesamte Rennen mit Balanceproblemen und fehlender Traktion, konnte aber wenig ausrichten. „Es war unglaublich hart, das Auto überhaupt auf der Strecke zu halten, besonders bei diesem Wind und den hohen Temperaturen“, analysierte Leclerc nach der Zieldurchfahrt.
Die knifflige Kombination aus neuem Asphaltschicht, den obligatorischen dreimaligen Boxenstopps (von der FIA vorgegeben, um Reifenschäden zu vermeiden) und der extremen Streckentemperatur verlangte Fahrern und Ingenieuren alles ab. Für Ferrari ergab sich dadurch ein zusätzlicher Balanceakt: Wie viel Risiko sollte man gehen, um zumindest Punkte mitzunehmen, aber auch keinen Ausfall zu riskieren? „Wir mussten früher stoppen als geplant und sind dadurch in Traffic geraten, aus dem wir kaum wieder herauskamen“, erläuterte Leclerc. Diese Strategieprobleme warfen Ferrari weit zurück und zwangen dazu, eher auf Schadensbegrenzung statt auf Angriff zu gehen.
Dabei waren die Erwartungen nach den Fortschritten der letzten Rennen hoch. Gerade nach dem starken Auftritt in Singapur hofften viele Tifosi, dass man die Lücke zu Red Bull zumindest an schwierigen Wochenenden wie diesen etwas schließen könnte. In Katar jedoch kamen alle Schwächen des SF-23 knallhart ans Licht – und das ganze Team weiß, dass man auf ähnlichen Kursen auch künftig vor Herausforderungen steht. Auch ein Blick auf die Konkurrenz zeigt: Während Mercedes trotz Zwischenfällen wichtige Punkte sammelte und McLaren erneut seine rasante Entwicklung bestätigte, tritt Ferrari nach diesem Wochenende auf der Stelle.
Was lernen die Roten also aus Katar? Vor allem, dass Zuverlässigkeit und Reifenmanagement auf solch aggressivem Asphalt oberste Priorität haben müssen – und dass interne Abstimmungsprobleme rasch gelöst werden müssen, um nicht im Mittelfeld zu versinken. Charles Leclerc gilt weiterhin als einer der talentiertesten Fahrer im Feld, aber selbst seine herausragenden Fähigkeiten reichen nicht aus, wenn das Arbeitsgerät nicht mithält.
Die Saison ist noch nicht vorbei, und Ferrari bleibt der Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurswertung. Doch die Niederlage in Katar ist Mahnung und Motivation zugleich: Ohne eine rasche Verbesserung könnte der Traum vom großen Comeback in Rot erneut platzen. Die Ferrari-Fans dürfen auf eine kämpferische Antwort hoffen – spektakuläre Rennen und spannende Strategien sind in dieser Saison jedenfalls garantiert!