Der Sprint-Samstag beim Großen Preis von Katar 2023 hat einmal mehr gezeigt, wie wenig vorhersehbar die Formel 1 in diesem Jahr ist. Während die hochsommerlichen Temperaturen und der berüchtigte Wüstensand von Lusail ihre ganz eigenen Herausforderungen boten, sorgte vor allem das neu eingeführte Sprint-Qualifying am Freitagabend für Spannung und Drama – und für einige Überraschungen im Feld.
Oscar Piastri sicherte sich in einem furiosen Finale seine erste Pole Position für einen Sprint in der Königsklasse. Der McLaren-Rookie brillierte mit einer fehlerfreien Runde, während andere Favoriten in Schwierigkeiten gerieten. Die äußeren Bedingungen verlangten Fahrern wie Teams alles ab: Die Temperatur des Asphalts lag weit über 35 Grad, und der Wind blies Sand auf die Ideallinie. Schon in Q1 zeigte sich daher, dass jeder Fehler sofort bestraft wurde – sowohl bei den Top-Teams als auch im Mittelfeld.
Der größte Aufreger des Abends war jedoch die Massenlöschung von Rundenzeiten wegen Verlassens der Strecke – insgesamt wurden fast 20 Runden in der letzten Session aberkannt. Besonders bitter traf es Lando Norris, der nach einer grandiosen Vorarbeit nur aufgrund eines Fehlers auf der letzten schnellen Runde seine Pole verlor und schließlich hinter Triumphator Piastri zurückstecken musste. Auch Max Verstappen, der in Katar seinen dritten Weltmeistertitel bei der Sprint-Session fixieren könnte, kam nicht ohne Drama davon, landete aber letztlich trotzdem auf einem starken Startplatz.
Besonders bemerkenswert war die Leistung der McLaren-Truppe: Das Team scheint von Rennen zu Rennen stärker zu werden und bewies einmal mehr, dass man auf technischer und strategischer Ebene zu den Top-Teams aufschließen kann. Schon im Training hatte man glänzende Longruns gezeigt, doch dass der junge Piastri ausgerechnet im harten Qualifying den „alten Hasen“ im Feld den Schneid abkauft, hatte wohl kaum jemand erwartet. Zugleich setzt Teamkollege Norris mit Rang zwei ein deutliches Signal an die Konkurrenz und eröffnet McLaren damit neue taktische Möglichkeiten für das Sprint-Rennen.
Ferrari und Mercedes hingegen wirkten im Vergleich überraschend blass: Sowohl Charles Leclerc als auch George Russell konnten sich nicht in die erste Startreihe fahren. Besonders Mercedes ließ Federn – Lewis Hamilton fand trotz technischer Upgrades keinen optimalen Rhythmus. Währenddessen überzeugte Fernando Alonso mit einem erneut exzellenten Qualifying und unterstrich, warum Aston Martin in diesem Jahr zum erweiterten Favoritenkreis zählt.
Für Aufsehen sorgte auch das Schicksal von Sergio Perez. Der Mexikaner verpasste nach einem Track-Limits-Verstoß den Sprung ins Q3 und wird beim Sprint erneut mit einer Aufholjagd konfrontiert sein. Im Kampf um Platz zwei in der Fahrerwertung droht damit weitere Spannung, da Hamilton und Alonso ihre Chancen wittern, Boden im Weltmeisterschaftskampf gutzumachen.
Die Fans in Katar erleben damit weiterhin einen packenden Motorsportabend. Die knappen Abstände, die Strafen für das Verlassen der Strecke und die drohenden Reifentemperatur-Probleme versprechen ein ereignisreiches Sprint-Rennen. Hinzu kommt, dass erstmals in der Geschichte der Formel 1 ein Weltmeistertitel innerhalb eines kurzen Sprint-Rennens entschieden werden könnte – ein Novum und zusätzlicher Spannungsfaktor.
Die Augen der Welt sind auf das Lusail Circuit gerichtet: Kann Verstappen am Samstagabend schon seinen dritten Titel feiern, oder gelingt McLaren mit dem jungen Piastri die nächste große Überraschung? Klar ist: Der Grand Prix von Katar setzt den spannenden Trend dieser hochklassigen Saison fort – mit packenden Duellen, strategischen Finessen und jeder Menge Gesprächsstoff für die Fans.