Lehren aus Katar: Warum McLaren von Michael Schumacher lernen muss
Das Formel 1-Rennen in Katar 2023 bot jede Menge Gesprächsstoff – nicht zuletzt wegen McLarens strategischer Fehlentscheidung, die Lando Norris und Oscar Piastri womöglich einen noch besseren Teamerfolg gekostet hat. Während beide McLaren-Piloten erneut ihre beeindruckende Pace unter Beweis stellten, standen hinter den Entscheidungen an der Boxenmauer diesmal große Fragezeichen. Für das Team aus Woking könnte der legendäre Ansatz von Michael Schumacher und Ferrari ein Vorbild sein, wie man in Zukunft noch abgeklärter mit solchen Situationen umgeht.
Als in der Schlussphase des Rennens in Katar beide McLaren-Piloten wie auf Schienen unterwegs waren, versäumte es das Team, eine klare Reihenfolge zwischen Norris und Piastri festzulegen und so das bestmögliche Ergebnis gegen die dominante Red Bull-Mannschaft herauszuholen. In der Formel 1 entscheiden oft Nuancen, und Teams, die wie ein Uhrwerk funktionieren – eine Einheit aus Fahrer und Strategen bilden – holen den letzten Zehntel heraus. Michael Schumacher und Ferrari waren in den frühen 2000ern hierfür das Paradebeispiel: Klare Kommunikation, fokussierte Strategie und eine eiserne Führung zeichneten ihren Erfolg aus.
Nach wie vor scheuen sich viele Teams davor, unpopuläre, aber nötige Teamorder klar auszusprechen – aus Angst vor öffentlicher Kritik oder Unmut innerhalb der Fahrerriege. Ferrari und Schumacher hingegen scheuten in ihren Hochzeiten nicht davor zurück, auch harte Entscheidungen zu treffen, wenn sie dem Teamerfolg dienten. Für McLaren war Katar eine verpasste Chance, mit mutiger Führung vielleicht noch näher an die Red Bulls heranzurücken.
Die strategischen Untiefen des Motorsports zeigen sich besonders dann, wenn Fahrer auf ähnlichem Niveau agieren. Beide McLaren-Piloten hätten vermutlich an diesem Tag mit richtiger Strategie sogar eine noch größere Bedrohung für Max Verstappen darstellen können. Die Lektion für McLaren lautet: Je stärker das Team harmoniert und je klarer die Abläufe sind, desto besser lässt sich das Potenzial ausschöpfen. Die Schumacher-Ferrari-Ära war geprägt von diesem absoluten Zusammenhalt, in dem alle Beteiligten — von Teamchef Jean Todt bis zum letzten Mechaniker — das gemeinsame Ziel über Einzelinteressen stellten.
Sicher, die Zeiten autoritärer Stallorder sind vorbei. Fahrer genießen heute mehr Eigenständigkeit, Teams stehen stärker unter öffentlicher Beobachtung. Doch niemand verlangt blinden Gehorsam von den Piloten – vielmehr geht es um Transparenz und Führungsstärke. Die Kommunikation über Boxenfunk darf nicht in Unsicherheit münden, sondern sollte den Fahrern in hitzigen Situationen die Richtung vorgeben.
McLaren befindet sich in einer positiven Entwicklung: Der MCL60 hat enorme Fortschritte gemacht, beide Fahrer sind motiviert und liefern Topergebnisse ab. Genau in dieser Phase ist es entscheidend, als Team zusammenzuwachsen und die Chancen, die sich bieten, mutig zu nutzen. Das Rennen in Katar sollte als Weckruf verstanden werden, an der internen Abstimmung und Entscheidungsfindung zu feilen. Denn wer gegen Überflieger wie Verstappen und Red Bull bestehen will, darf sich keine Schwächen erlauben – weder auf der Strecke noch an der Boxenmauer.
Ein Blick zurück auf die goldene Schumacher-Ära unterstreicht, dass selbst unangenehme, aber zielorientierte Entscheidungen notwendig sind, um Geschichte zu schreiben. McLaren hat jetzt die Chance, die richtigen Lehren zu ziehen und sich langfristig wieder unter die absolute Spitze zu katapultieren. Dafür braucht es nicht nur schnelle Autos und fähige Fahrer, sondern auch den Mut, wie ein Champion zu führen.