Die Formel 1 kehrte am Freitag nach Katar zurück, wo das gesamte Fahrerlager mit Spannung auf das einzige freie Training vor dem Qualifying blickte. Die Bedingungen auf dem Losail International Circuit waren bei Tageslicht noch weit entfernt von dem, was die Teams im späteren Qualifying erwarten würde. Dennoch gaben die 60 Minuten erste wichtige Hinweise darauf, welche Teams und Fahrer in diesem besonderen Wüstenrennen das Tempo setzen könnten.
Besonders überraschte McLaren mit einer beeindruckenden Doppelführung. Oscar Piastri, der australische Rookie, fuhr eine sensationelle Bestzeit, die seinem Teamkollegen Lando Norris nur minimal voraus war. Damit stellte McLaren eine gehörige Ansage an die Konkurrenz dar. Mit den Updates am MCL60 haben sich die Papayas in den letzten Wochen ohnehin zu einer ernstzunehmenden Kraft gemausert. Nun mischten sie auch auf dem technisch anspruchsvollen Kurs von Katar ganz vorne mit.
Der Kurs war zu Beginn der Session noch wenig befahren, was das Grip-Niveau enorm beeinträchtigte. Viele Fahrer, darunter auch einige Weltmeister, beklagten sich über Staub und lose Teile auf der Strecke. Gerade in den schnellen, weitgezogenen Kurven wurden die Autos daher ordentlich durchgeschüttelt. Dennoch zeigten die McLarens, dass sie in Sachen Setup und Balance bestens vorbereitet sind.
Red Bull arbeitete währenddessen im Hintergrund an Longruns und verzichtete bewusst auf Showzeiten. Max Verstappen zeigte sich solide und dominierte den mittleren Sektor, hielt sich mit absoluten Bestzeiten jedoch zurück. Sergio Pérez setzte ebenfalls auf Konstanz und kam im Zeitentableau nicht über das Mittelfeld hinaus. Die Bullen verfolgen in Katar offenbar einen strategisch angelegten Plan und können sich auf ein starkes Qualifying und Rennen am Abend freuen, wenn die Temperaturen sinken und die Bedingungen sich grundlegend verändern.
Ferrari präsentierte sich wechselhaft. Charles Leclerc und Carlos Sainz hatten mit der Abstimmung ihrer SF-23 zu kämpfen, kamen aber gegen Ende der Session besser in Fahrt. Besonders Leclerc wurde durch Track-Limit-Vergehen gebremst und musste einige seiner Rundenzeiten wieder abgeben. Das italienische Team wird noch Arbeit in Sachen Streckenlimits und Reifentemperatur investieren müssen, um sowohl im Qualifying als auch im Rennen eine Rolle zu spielen.
Mercedes zeigte im freien Training Licht und Schatten. Lewis Hamilton und George Russell waren beide regelmäßig im vorderen Feld zu finden, allerdings litt besonders Hamilton unter fehlender Traktion am Kurvenausgang. Das Team aus Brackley experimentierte viel an der Fahrzeughöhe und Flügeleinstellungen, um eine gute Balance in den schnellen Passagen zu finden. Die Hoffnung der Silberpfeile liegt wie so oft auf klugen strategischen Entscheidungen am Rennwochenende.
Aston Martin, Alpine und die übrigen Mittelfeld-Teams taten sich dagegen schwer. Fernando Alonso konnte zunächst nicht an die Topzeiten anknüpfen, aber das Team wird sicherlich im Laufe des Wochenendes zulegen. Williams und Haas fokussierten sich auf die Datensammlung und möchten von möglichen Fehlern der Konkurrenz im Rennen profitieren.
Die Übungssession zeigte einmal mehr, wie wichtig die Detailarbeit am Auto und das richtige Timing auf der Strecke sind. Mit nur einer Trainingsstunde vor dem Qualifying steht den Teams wenig Zeit zur Verfügung, um das optimale Setup für die Nacht herauszufinden. Die Spannung bei Fahrern und Fans steigt, denn Katar hat schon oft für Überraschungen gesorgt und in Losail ist jede Session ein taktisches Pokerspiel.
Für die Fans verspricht das Rennwochenende ein Festival des Motorsports zu werden – denn nicht nur die schnellste Runde, sondern auch Strategie, Reifenschonung und Nervenstärke werden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die Karten sind neu gemischt. Wer sich letztlich die Pole Position sichern kann, erfahren wir schon im nächtlichen Qualifying dieses einzigartigen Grand Prix!