Der Große Preis von São Paulo hat sich erneut als einer der turbulentesten und anspruchsvollsten Stopps im Kalender der Formel 1 erwiesen. Nicht nur aufgrund der wechselhaften Wetterbedingungen und der mitreißenden brasilianischen Fans, sondern insbesondere wegen der Herausforderungen, denen sich Teams und Fahrer auf dem schnellen Autódromo José Carlos Pace Jahr für Jahr stellen müssen. Für Mercedes und deren Superstar Lewis Hamilton verlief das Wochenende allerdings alles andere als reibungslos – es wurde zu einer bitteren Enttäuschung.
Hamilton, siebenfacher Weltmeister und Ikone der modernen Formel 1, geriet überraschend früh ins Straucheln. Bereits im Sprint-Rennen am Samstag war deutlich zu sehen, dass der Mercedes W14 nicht die nötige Pace aufwies, um mit der Spitze mitzuhalten. Das Hinterreifen-Management stellte sich als große Baustelle heraus, was sich im Rennverlauf durch immensen Reifenabbau und mangelnden Grip bemerkbar machte. Mit einem enttäuschenden achten Platz nach einem intensiven Kampf gegen die McLaren und Ferrari Fahrer war die Hoffnung auf ein erfolgreicheres Hauptrennen am Sonntag bereits getrübt.
Doch es kam noch dramatischer: Beim Hauptrennen hoffte das Team aus Brackley auf eine strategische Verbesserung und ein sich wandelndes Renngeschehen. Doch diese Erwartung zerplatzte bereits in der Anfangsphase nach einem chaotischen Start, in dem es zu mehreren Berührungen und Ausfällen kam. Hamilton kam zwar durch die erste Runde, aber von Beginn an fehlte es dem Silberpfeil an Performance. Über die Renndistanz war es ein permanenter Kampf gegen das vorzeitige Reifenverschleiß, der den mehrmaligen Weltmeister ein ums andere Mal zurückwarf.
Hamilton, der sich nach dem Rennen enttäuscht und selbstkritisch zeigte, sprach offen über die derzeitigen Schwächen des Autos: „Ich fühle mich wirklich schrecklich für mein Team. Wir hatten viel Hoffnung in das Wochenende gelegt, aber das Ergebnis spiegelt nicht unsere Erwartungen wider.“ Besonders das unzureichende Reifenmanagement und die fehlende Balance des Mercedes bereiten Kopfzerbrechen. In den schnellen Kurvensektoren zeigten sich regelmäßig Defizite gegenüber der Konkurrenz, wodurch das Team in strategischen Zwickmühlen landete.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff äußerte nach dem Rennen, dass die gesammelten Daten aus Brasilien für wichtige Rückschlüsse bezüglich der Entwicklung für 2024 genutzt werden. „Wir stehen vor einer großen Herausforderung, was die Reifenabnutzung angeht. Das ist ein Bereich, an dem wir im Winter intensiv arbeiten werden. Die letzten Rennen haben unsere Schwachstellen schonungslos offenbart, aber sie geben uns auch eine klare Richtung vor“, so Wolff. Gerade im Hinblick auf die Dominanz von Red Bull und den wiedererstarkten McLaren sieht das Team dringenden Handlungsbedarf.
Neben Hamilton erlebte auch Teamkollege George Russell ein schwieriges Wochenende. Nach einem respektablen Qualifying fiel auch er dem Reifenverschleiß zum Opfer und musste das Rennen mit technischen Problemen kurz vor Schluss aufgeben. Besonders auffällig: Im Gegensatz zu den direkten Mitbewerbern fehlte es dem Mercedes oft an Traktion beim Herausbeschleunigen aus langsamen Kurven, wodurch wichtige Überholmanöver nicht vollzogen werden konnten. Die mangelnde Aggressivität im Vergleich zur Konkurrenz wird intern heftig diskutiert.
Trotz der Frustration blickt Hamilton bereits nach vorn und appelliert an den Siegeswillen der gesamten Mannschaft: „Wir wissen, wie stark wir als Team sein können. Niederlagen wie diese sind hart, aber sie motivieren uns, noch härter an uns zu arbeiten.“ Die Saison ist zwar noch nicht beendet, aber Mercedes sieht sich flächendeckend gefordert, im Hinblick auf das kommende Jahr grundlegende Verbesserungen vorzunehmen. Die Fans hoffen darauf, dass der Traditionsrennstall im Winter an alter Stärke zurückgewinnt und Hamilton in der kommenden Saison wieder um Siege fahren kann.