Beim vorletzten Saisonrennen der Formel 1 in Abu Dhabi sorgte das zweite Freie Training am Freitagabend für einige Überraschungen und eine Menge Gesprächsstoff unter den Fans. Lando Norris von McLaren fuhr eine beeindruckende Bestzeit und setzte sich damit vor Max Verstappen, der in dieser Saison bislang nahezu unschlagbar schien. Doch die Bedingungen auf dem Yas Marina Circuit stellten die Teams vor besondere Herausforderungen und offenbarten neue Kräfteverhältnisse im Feld.
Das Training fand unter ähnlichen Licht- und Temperaturbedingungen statt wie das Qualifying und das Rennen selbst, wodurch die Teams wertvolle Erkenntnisse gewinnen konnten. Norris setzte mit einer Rundenzeit von 1:24,370 Minuten das Ausrufezeichen des Tages und unterstrich die starke Performance von McLaren in den letzten Saisonrennen. Verstappen, der in FP1 noch Probleme hatte und sich über das Verhalten seines Red Bull beschwerte, verbesserte sich erheblich und landete am Ende auf dem zweiten Platz – mit nur 0,170 Sekunden Rückstand auf Norris.
Große Aufmerksamkeit bekam auch die Leistung von Ferrari. Charles Leclerc beendete das Training auf Rang drei und bestätigte die starke Pace, die Ferrari bereits im Laufe des Freitags angedeutet hatte. Es bleibt abzuwarten, ob Ferrari diese Leistung auch im Qualifying und im Rennen umsetzen kann, doch es zeichnete sich ab, dass der italienische Rennstall in Abu Dhabi durchaus auf Augenhöhe mit McLaren und Red Bull agiert.
Eine kleine Enttäuschung erlebte Oscar Piastri, der Teamkollege von Lando Norris. Der junge Australier belegte nur Platz 11 und konnte nicht ganz an die Spitzenzeiten seines Teamkollegen anknüpfen. Das Mittelfeld blieb jedoch wie gewohnt eng: Zwischen Platz vier und Platz elf lag weniger als eine Sekunde. Sergio Pérez im zweiten Red Bull schaffte es auf Rang vier, während Lewis Hamilton und George Russell (beide Mercedes) erneut mit Balance-Problemen zu kämpfen hatten und mit den Plätzen acht und zwölf nicht ganz überzeugen konnten.
Beeindruckend präsentierte sich Fernando Alonso im Aston Martin, der Platz fünf ergatterte und damit erneut unter Beweis stellte, dass mit ihm und Aston Martin zu rechnen ist. Auch sein Teamkollege Lance Stroll zeigte mit Rang neun eine solide Leistung. Doch das wichtigste Thema blieb die Frage, wie sich das Kräfteverhältnis im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurswertung zwischen Mercedes und Ferrari entwickeln wird. Nach Ferraris starker Vorstellung im Training dürfte das Wochenende bis zum Schlussspurt spannend bleiben.
Die Trainingssitzung wurde mehrfach durch Traffic auf der Strecke und einige Fahrfehler beeinträchtigt. Besonders Verstappen schimpfte mehrfach über die Balance seines Autos und über zu viel Untersteuern – ein Problem, das sich durch den Tag zog und an dem das Red-Bull-Team noch arbeiten muss. Die Strecke in Abu Dhabi verlangt den Fahrern zudem viel Feingefühl ab, da wechselnde Gripverhältnisse und abkühlende Temperaturen den Reifen viel abverlangen.
Mit diesem spannenden Mix aus alten und neuen Spitzenreitern geht die Formel 1 in die entscheidenden Sitzungen des Abu Dhabi Grand Prix. Die Vorzeichen stehen auf ein hochklassiges Qualifying und ein möglicherweise unberechenbares Rennen mit vielen Überraschungen – nicht zuletzt wegen der starken Form von McLaren und Ferrari. Die Frage, ob Verstappen und Red Bull auch im letzten Rennen der Saison wieder ganz vorne stehen, bleibt vorerst offen. Die Fans dürfen sich aber auf ein rasantes Saisonfinale freuen, bei dem jeder Fehler und jede Taktik über Sieg oder Niederlage entscheiden könnte. Spannung ist also garantiert!
