Die Geschichte der Formel 1 ist reich an spektakulären Rennen, legendären Siegen und unfassbaren Dramen – und kaum ein Land bot in dieser Hinsicht so viele Überraschungen wie Portugal. Obwohl der Portugiesische Grand Prix nicht jedes Jahr Teil des Formel-1-Kalenders war, haben die Rennen auf Strecken wie Estoril und Portimão seither für ewige Erinnerungen gesorgt. Die portugiesischen Grands Prix gelten als Orte, an denen Geschichte geschrieben wurde – nicht zuletzt wegen den spannenden Titelentscheidungen, regenüberfluteten Pisten und atemberaubenden Aufholjagden.
Einer der legendärsten Momente war zweifellos das Rennen von 1985 in Estoril, als Ayrton Senna seinen ersten Formel-1-Sieg feierte. Unter sintflutartigem Regen trotzte der Brasilianer den Elementen, während viele Rivalen ins Schleudern gerieten. Senna zeigte eine nahezu mystische Kontrolle am Volant seines Lotus, und dieses Rennen etablierte ihn endgültig als Könner auf nasser Strecke. Kein Fan wird vergessen, wie Senna Runde für Runde davonzog und seiner Karriere eine neue Richtung gab.
Auch 1988 sorgte Estoril für große Schlagzeilen, als Nigel Mansell und Ayrton Senna in einen spektakulären Zwischenfall verwickelt wurden. Nach einem riskanten Überholmanöver ignorierte Mansell eine Stop-and-Go-Strafe und kollidierte beinahe mit Senna in der Boxengasse – beide mussten das Rennen vorzeitig beenden. Diese hitzige Szene steht beispielhaft für das aufregende Racing, das die portugiesischen Rennen seit jeher auszeichnet.
Als 1996 die Streckenbedingungen erneut herausfordernd waren, etwa durch plötzliche Regenschauer auf dem Kurs von Estoril, kam der Mut vieler Fahrer erneut zur Geltung. Jacques Villeneuve blieb mit seinem Williams cool, zeigte überlegene Überholmanöver – besonders jenen unvergesslichen Zug gegen Michael Schumacher außen herum in der Parabolica – und sicherte sich damit einen seiner schönsten F1-Siege sowie einen Platz in den Geschichtsbüchern.
Mit der Rückkehr nach Portugal im Jahre 2020 auf den neuen Kurs von Portimão feierte die Formel 1 eine Wiedergeburt des Spektakels: Die Streckenführung gilt als Achterbahn, die mit ihren Höhenunterschieden und schnellen Kurven technische Finesse von den Piloten verlangt. Lewis Hamilton schrieb dort ein weiteres faszinierendes Kapitel, indem er seinen 92. Grand-Prix-Sieg erzielte und damit Michael Schumachers bisherigen Rekord übertraf. Das Rennen demonstrierte eindrucksvoll, dass moderne F1-Rennen ebenso unerwartete Wendungen bereithalten können wie ihre historischen Vorgänger.
Aber nicht nur dramatische Siege prägten die portugiesischen Rennen, sondern auch technische Innovationen. Estoril war 1989 Schauplatz eines der ersten Einsätze des aktiven Fahrwerks am Williams, eine Technologie, die das Sportgerät vollständig verändern sollte. Gleichzeitig sind die Rennen voller zwischenmenschlicher Geschichten, wie die hitzig geführten Duelle zwischen Senna, Prost und Mansell, die für Zündstoff und Gesprächsstoff bei den Fans sorgten.
Für viele F1-Enthusiasten bleibt Portugal wegen dieser einzigartigen Mischung aus anspruchsvollen Bedingungen, leidenschaftlichen Fights und erinnerungswürdigen Manövern ein ganz besonderes Pflaster. Sollte die Königsklasse wieder dauerhaft nach Portugal zurückkehren, dürfen sich Motorsportfreunde auf weitere dramatische Kapitel einstellen – denn eines steht fest: An Spannung war und ist der Große Preis von Portugal kaum zu überbieten.
