Nach einer langen und emotional bewegenden Abwesenheit kehrte Romain Grosjean jüngst an das Steuer eines Formel-1-Boliden zurück und sorgte damit für einen besonderen Moment im Motorsport. Fast dreieinhalb Jahre nach seinem dramatischen Unfall beim Großen Preis von Bahrain 2020 durfte der Franzose erneut einen aktuellen Formel-1-Rennwagen testen – diesmal mit dem Team Haas, für das er von 2016 bis 2020 im Einsatz war. Grosjean präsentierte sich euphorisch und voller Tatendrang, als er in Le Castellet, auf dem legendären Circuit Paul Ricard, Platz im Haas VF-22 nahm und zahlreiche Runden absolvierte.
Für viele Fans ist Grosjeans Rückkehr ein Symbol für Durchhaltevermögen und Leidenschaft. Der Brandunfall von Sakhir war eine der schockierendsten Szenen der modernen Formel 1. Dass der heute renommierte IndyCar-Pilot noch einmal ein Formel-1-Cockpit besteigen würde, galt als unwahrscheinlich. Und doch ließ sich Haas diese Gelegenheit nicht nehmen: Teamchef Ayao Komatsu und das gesamte Team bereiteten dem 38-Jährigen einen herzlichen Empfang, der sichtlich bewegt war, wieder Heimluft zu schnuppern.
Die Testfahrten mit dem VF-22 hatten für beide Seiten symbolischen Wert. Grosjean nutzte den Tag nicht nur, um mit Hightech der Königsklasse in Berührung zu kommen, sondern sammelte auch wichtige Erfahrungen mit einem Fahrzeug, das über die aktuelle Ground-Effect-Generation verfügt – eine Gelegenheit, die dem Piloten in seiner aktiven F1-Zeit verwehrt blieb. Bei verschiedenen Runs spulte er Runden ab, experimentierte mit verschiedenen Setups und tauschte sich intensiv mit den Haas-Ingenieuren aus. Das Feedback war durchweg positiv: Die Pace stimmte, und sein technischer Input könnte für die Entwicklung des aktuellen Boliden nicht wertvoller sein.

Für Grosjean selbst war der Tag auf dem Circuit Paul Ricard ein emotionaler Meilenstein. Er sprach im Anschluss von einem Gefühl der Vollendung: „Nach meinem letzten Rennen 2020 war für mich eine Tür zu, die sich heute wieder ein Stück weit geöffnet hat. Es ist faszinierend, wie sehr sich die Fahrzeuge verändert haben – ich habe jede Sekunde im Cockpit genossen.“ Auch für Haas war es mehr als eine symbolische Geste. Das Team zeigte sich stolz, einen wichtigen Teil seiner Geschichte würdigen zu können. Grosjean gilt als einer der Eckpfeiler in der frühen Teamphase, war 2016 beim Debüt dabei, holte die ersten Punkte und prägte die Entwicklung mit.
Für die aktuellen Formel-1-Fahrer und das Team ist Grosjeans Enthusiasmus Inspiration pur. Nicht nur, weil er immer noch die nötige Pace mitbringt – auch seine Offenheit, technische Details zu adaptieren und mit jüngeren Ingenieuren zu arbeiten, kam am Testtag hervorgehoben zum Tragen. Insbesondere betonte Teamchef Komatsu: „Romain versteht die DNA von Haas wie kaum ein anderer, seine Rückmeldungen zu den neuen Chassiskonzepten und dem Handling sind für uns Gold wert.“
Für die Fans war der Tag eine emotionale Reise, auch weil Videos und Bilder aus Le Castellet belegten, wie eng die Bindung zwischen Fahrer und Team gewachsen ist. Immer wieder kam Grosjean aus der Box, umringt von Mechanikern, Ingenieuren und alten Weggefährten. Mit breitem Grinsen posierte er für Fotos und ließ es sich nicht nehmen, mit dem Team Erinnerungen aus alten Tagen auszutauschen. Viele aktuelle und ehemalige Kollegen sendeten über soziale Medien Grüße und Glückwünsche.
Auch die Zukunft scheint spannend: Noch ist offen, ob sich für Grosjean in den kommenden Jahren weitere Gelegenheiten im Formel-1-Zirkus ergeben. Die Leidenschaft ist ungebrochen, und seine Fähigkeiten als Entwicklungsfahrer könnten für kleinere Teams Gold wert sein. Sicher ist: Der Tag auf dem Circuit Paul Ricard hat nicht nur Grosjeans Karriere ein Highlight hinzugefügt, sondern auch viele Herzen von Formel-1-Anhängern höherschlagen lassen. Für einen Moment kehrte eine der härtesten Geschichten des modernen Rennsports ins kollektive Gedächtnis der F1 zurück – ein Beweis, wie unvergleichlich emotional dieser Sport bleiben kann.