Die Formel-1-Saison 2024 ist zur Halbzeit angelangt – und das amerikanische Haas-Team hat in den ersten zwölf Rennen eine beeindruckende Wandlung durchlaufen. Nach einem schwierigen letzten Jahr präsentiert sich das Team aus Kannapolis überraschend konkurrenzfähig und sorgt damit für Gesprächsstoff in der Königsklasse. Trotz begrenztem Budget und weiterhin fehlendem Hauptsponsor erstaunt der kleine Rennstall mit Konstanz, cleverer Strategie und einer bemerkenswerten Fahrerpaarung.
Die Verpflichtung des erfahrenen Nico Hülkenberg hat sich schon früh in der Saison als Glücksgriff erwiesen. Mit seinem ersten Q3-Auftritt in Bahrain und kontinuierlichen Punkteplatzierungen ist der Deutsche aktuell klar der Leader im Team. Besonders herausragend war sein siebter Platz in Österreich, mit dem er für wichtige Meisterschaftspunkte sorgte. Doch auch sein Teamkollege Kevin Magnussen hat sich an vielen Wochenenden mit kämpferischer Leistung präsentiert und das Maximum aus dem VF-24 herausgeholt.
Die wohl größte Verbesserung ist aber in der Boxenmauer zu finden: Unter der Leitung des neuen Teamchefs Ayao Komatsu agiert Haas deutlich ruhiger, konzentrierter und professioneller. Während Kritikpunkte aus den letzten Jahren – darunter Reifenverschleiß und schwankende Strategien – nun seltener auftreten, wirkt die operative Umsetzung viel stimmiger. Die Kommunikationswege sind kürzer, das Team scheint geschlossener denn je.
Dennoch verlief nicht alles reibungslos. Die Rennen in Jeddah und Australien sind ein Beispiel für Wochenenden, an denen unglückliche Umstände, kleine Fehler oder mangelndes Rennglück verhinderten, dass beide Autos in die Punkte fahren konnten. Auch in Kanada musste Magnussen eine riskante Reifenwahl schon früh teuer bezahlen. Doch Haas lernte aus diesen Rückschlägen: In den darauffolgenden Rennen wusste das Team insbesondere mit alternativen Strategien und guter Reifenpflege zu überzeugen.
Technisch gesehen holt der VF-24 trotz beschränkter Weiterentwicklungsmöglichkeiten immer wieder das Optimum aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Die Ingenieure profitieren dabei von der effizienten Zusammenarbeit mit Ferrari, während die Konzentration auf Set-up und Reifenmanagement im Vordergrund steht. Damit gelingt es Haas immer wieder, sich in der dicht gestaffelten Mittelfeld-Riege – insbesondere gegen Williams, RB und Alpine – zu behaupten.
In der Konstrukteurs-Wertung steht Haas derzeit auf Rang sieben. Das ist nicht nur eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr, sondern bedeutet auch eine wichtige Verdopplung der TV-Gelder für 2025. In den strategischen Kämpfen um die Plätze ist aber weiterhin höchste Wachsamkeit gefragt: Gerade weil das Mittelfeld so eng ist, können schon kleine Fehler oder ein punktloses Wochenende den Unterschied zwischen Erfolg und Rückschlag bedeuten.
Ein besonderes Highlight für die Fans ist natürlich die motivierte Arbeitsweise des Teams – und die Tatsache, dass Hülkenberg trotz eines bereits verkündeten Wechsels zu Audi sauber und loyal für Haas kämpft. Sein professioneller Umgang und der konstante Beitrag zur Weiterentwicklung des Autos werden im Fahrerlager hoch geschätzt. Für Kevin Magnussen geht es unterdessen um eine noch ungewisse Zukunft – doch starke Performances in der zweiten Saisonhälfte könnten seine Chancen auf ein weiteres Jahr in der Formel 1 erhöhen.
Zusammenfassend kann man festhalten: Haas überzeugt 2024 mit professionellem Auftritt, konstanten Leistungen und cleveren Strategien. Sollte es dem Team gelingen, den eingeschlagenen Kurs weiterzuführen und die kleinen Fehler abzustellen, steht einer der erfolgreichsten Saisons der Teamgeschichte nichts im Wege. Die Fans dürfen auf die zweite Hälfte gespannt sein – denn in dieser Form ist für Haas sogar noch mehr möglich.