Niki Lauda zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Formel 1. Unvergessen bleibt der Mut, mit dem er 1976 nach seinem beinahe tödlichen Unfall am Nürburgring nur 42 Tage später zurückkehrte. Doch auch seine Karriere nach diesem Schicksalsjahr war von Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und unbeugsamem Willen geprägt. Sein letzter Sieg im Grand Prix von Zandvoort 1985 ist ein Paradebeispiel dafür, wie Lauda stets über sich hinauswuchs – manchmal sogar angespornt durch Kritik von vermeintlichen Experten oder Teammitgliedern.
1985 fuhr Lauda bereits am Ende seiner zweiten und letzten Formel 1-Karriere. Im McLaren-Team, damals an der Seite des jungen Alain Prost, kämpfte der Österreicher nicht mehr um den WM-Titel, aber er hatte noch ein Ziel: Seinem Team und sich selbst beweisen, dass er nach seiner wiederholten Rückkehr ins Cockpit noch immer siegfähig war. In Zandvoort sollte ihm das gelingen – nachdem ihn ein Lob, das als versteckter Seitenhieb gemeint war, zu einer seiner größten Leistungen spornte.
Es war Ron Dennis, Teamchef von McLaren, der Lauda vor dem Rennen, möglicherweise aus Überheblichkeit oder Missverständnis, als „sein bester Testfahrer“ bezeichnete. Für Lauda, der sich stets als Siegfahrer und Taktikfuchs verstand, war dies ein Stich ins Herz. Er selbst sagte später: „Mich als Testfahrer zu bezeichnen, war ein Affront. Ich war gekommen, um zu gewinnen, nicht nur, um Setup-Arbeit zu machen.“ Diese Bemerkung entwickelte sich zur Initialzündung für seinen letzten großen Coup.
Beim Rennen in den Dünen von Zandvoort zeigte Lauda, was ihn so einzigartig machte: perfekte Reifenstrategie, taktisches Gespür und einen unermüdlichen Kampfgeist. Während viele jüngere Fahrer sich auf brachiale Geschwindigkeit verließen, spielte Lauda seine Erfahrung voll aus. Er nutzte den geringeren Reifenverschleiß seines McLaren, blieb lange auf der Strecke, als andere bereits zum Boxenstopp mussten, und übernahm so die Führung. Doch es war nicht nur Strategie – später musste er sich im direkten Kampf gegen Alain Prost behaupten, der als zukünftiger Weltmeister die Zukunft des Sports verkörperte. Runde um Runde verteidigte Lauda seine Führungsposition mit millimetergenauer Präzision. Am Ende trennten ihn nur 0,232 Sekunden von seinem jungen Teamkollegen – bis heute eines der knappsten Zieleinläufe im Motorsport.
Mit diesem Sieg schrieb Lauda noch einmal Motorsportgeschichte. Es war nicht nur sein 25. und letzter Grand Prix-Triumph, sondern auch ein Statement an alle, die ihn unterschätzt hatten. Dass Lauda diese Motivation aus einer vermeintlichen „Beleidigung“ zog, passt zu seinem Charakter: Kritik wandelte er meist in Antrieb um und überzeugte mit Leistung dort, wo man es am wenigsten erwartete.
Fans erinnern sich an Lauda nicht nur wegen seiner drei Weltmeistertitel (1975, 1977 und 1984), sondern vor allem wegen seiner Zielstrebigkeit und seines analytischen Verstandes. Bis heute gilt er als einer der wenigen Piloten, die den Sport über viele Jahre mitgeprägt und durch ihre immense Bereitschaft zur Selbstoptimierung neue Maßstäbe gesetzt haben. Sein Umgang mit Kritik und das Streben nach Perfektion bleiben Inspiration für nachfolgende Generationen.
Nach seiner aktiven Karriere wurde Lauda zum Teamchef und Unternehmer, unter anderem bei Ferrari und Mercedes. Seine Fähigkeit, das Beste aus Menschen herauszuholen und auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, machten ihn zur Formel 1-Ikone. Sein Sieg in Zandvoort 1985 bleibt ein Denkmal dafür, wie Leidenschaft und Ehrgeiz auch jenseits des Zenits Großes möglich machen können.