Liam Lawson zeigt im aktuellen Formel-1-Fahrerlager eindrucksvoll, dass auch Reservefahrer mehr als nur Mitläufer sein können. Nachdem der junge Neuseeländer im vergangenen Jahr einen überraschenden, aber schwierigen Einstieg als Ersatz für den verletzten Daniel Ricciardo bei AlphaTauri erlebt hatte, schien seine Formel-1-Karriere zunächst auf der Kippe zu stehen. Von vielen Experten als großes Talent gelobt, aber von den Teamchefs noch skeptisch betrachtet, musste Lawson dieses Jahr erneut als Reservefahrer hinter Ricciardo und Yuki Tsunoda Platz nehmen. Doch in den letzten Wochen hat sich das Blatt für den 22-Jährigen gewendet: In Silverstone durfte er das aktuelle Auto bei einem freien Training testen – mit beachtlichem Eindruck.
Alan Permane, der erfahrene Sportdirektor des Racing Bulls Teams, zeigte sich nach Lawsons erstem Auftritt in dieser Saison begeistert. "Liam ist jemand, der sich wirklich auf sich selbst konzentriert. Im vergangenen Jahr wirkte er nach seiner Ausbootung zwar niedergeschlagen, doch jetzt hat er aller Welt bewiesen, dass mit ihm zu rechnen ist." Die internen Daten zeigten, dass Lawson nahezu auf Anhieb das Potenzial aus dem RB VCARB 01 kitzeln konnte – und das ohne größere Fehler. Für Racing Bulls ist das ein wichtiges Signal in einer Saison, in der das Team um jeden Punkt kämpfen muss.
Was viele nicht wissen: Lawson gehört mit seinen 22 Jahren zu den strategisch wichtigsten Fahrern im Red-Bull-Kosmos. Seine Leistungen in der Formel 2, sein souveräner Umgang mit Druck sowie sein herausragendes Debüt im Vorjahr – etwa beim Regenrennen in Zandvoort – haben ihm im Konzern allerhöchste Sympathiewerte eingebracht. In Faenza spürt das gesamte Team, dass mit Lawson ein ernster Widersacher für Ricciardo an der Boxengasse steht. Die Unruhe ist spürbar: Das Silly Season-Karussell dreht sich, und die Namen Ricciardo und Lawson werden in vielen Transfergerüchten genannt.
Lawson selbst gibt sich gewohnt bodenständig. Im Gespräch mit Journalisten betont er immer wieder, wie wichtig ihm die Weiterentwicklung im Simulator und die enge Zusammenarbeit mit den Ingenieuren ist. "Jede Runde, die ich im Cockpit verbringen darf, hilft mir enorm. Ich versuche, aus jedem Feedback das Maximum herauszuziehen – und ich weiß, dass meine Chance irgendwann kommen wird," so der Neuseeländer. Sein Ehrgeiz und seine Lernbereitschaft werden intern ausdrücklich gelobt, auch von Teamchef Laurent Mekies: "Liam bringt frische Energie und ein technisches Verständnis mit, das uns extrem weiterhilft. Wir sind sehr froh, ihn im Kader zu haben."
Für Racing Bulls ist die aktuelle Situation eine echte Luxuslage: Zwei erfahrene Piloten – Ricciardo und Tsunoda – und mit Lawson ein hungriger Youngster, der nach Höherem strebt. Sollte einer der Stammfahrer schwächeln, dürfte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko keine Sekunde zögern, Lawson ins Cockpit zu setzen. Die Spekulationen über Ricciardos Zukunft werden allerdings lauter, denn die Leistungen des Australiers bleiben im Vergleich zu Tsunoda hinter den Erwartungen zurück. Besonders das Fehlen von Konstanz wirft bei vielen Experten Fragen auf.
In den sozialen Medien rätseln die Fans bereits, wann Lawson endgültig zu einem Stammcockpit kommt. Sicher ist: Mit seinem professionellen Auftreten, seiner Arbeitsmoral und seiner aufrichtigen Art hat er sich nicht nur im Team, sondern auch in den Herzen der Fans längst einen Platz gesichert. Die Motorsportwelt darf gespannt sein, wie sich die Personalie Lawson in den kommenden Monaten entwickelt – ein Wechsel ins Stammaufgebot scheint näher denn je.
Ob Lawson langfristig das Zeug dazu hat, bei einem Topteam Fuß zu fassen, wird die Zeit zeigen. Klar ist aber auch: Das Red-Bull-Programm fördert Talente wie ihn, und mit jedem weiteren starken Auftritt erhöht sich der Druck auf die etablierten Fahrer im Fahrerfeld. Für Formel-1-Fans bietet sich somit ein spannendes Szenario: Der Kampf um die Cockpits wird in dieser Saison härter denn je – und Liam Lawson steht genau im Mittelpunkt dieses Dramas.
