In der aufregenden Welt der Formel 1 dreht sich oft alles um spannende Überholmanöver, strategische Boxenstopps und knallharte Zweikämpfe. Doch manchmal stehen Teams vor einer delikaten Frage: Sollten sie Teamorder anwenden, um das bestmögliche Resultat zu erzielen? Das Team von McLaren befand sich beim Großen Preis von Italien genau in dieser Zwickmühle – mit Oscar Piastri und Lando Norris, die sich ein packendes Duell lieferten.
McLaren kehrte in Monza mit einer beeindruckenden Performance zurück ins Rampenlicht. Beide Piloten befanden sich im vorderen Feld, und die Pace der Papaya-braunen Boliden war mit der der Top-Teams konkurrenzfähig. Während das Rennen voranschritt, war schnell klar, dass sowohl Norris als auch Piastri herausragende Chancen auf ein Spitzenergebnis hatten. Doch anstatt klar getrennter Rollen entwickelte sich eine spannende teaminterne Auseinandersetzung um die bessere Position.
Kurz nach dem letzten Boxenstopp fuhren Norris und Piastri auf identischer Strategie. Es entwickelte sich ein direktes Teamduell, wobei Norris entschlossen versuchte, an seinem australischen Teamkollegen vorbeizuziehen. Allerdings wurde es im Zweikampf zwischen den McLaren-Fahrern an einem Punkt so eng, dass es beinahe zu einer Kollision gekommen wäre. Die Boxen-Crew und Teamleitung hielten angespannt den Atem an – ein Unfall hätte beide Fahrer mit leeren Händen dastehen lassen.
Dieses brisante Duell weckte sofort Fragen nach der richtigen Strategie. Hätte McLaren einschreiten und klare Teamorder aussprechen sollen? In der Formel 1-Geschichte gibt es zahlreiche kontroverse Momente, in denen Teams ihre Fahrer angewiesen haben, bestimmte Positionen zu halten – sei es zur Sicherung von Punkten oder der Konstrukteurswertung. Doch ebenso wird das Racing-Gen geliebt, welches die Piloten dazu antreibt, auf der Strecke das Maximum herauszuholen.
Von außen betrachtet war das Risiko in Monza deutlich: Zwei McLaren auf ähnlichem Speed, eng beieinander, in den Hochgeschwindigkeitskurven – die Gefahr eines Zusammenstoßes war real, zumal beide noch um eine Podiumsplatzierung kämpfen konnten. Dennoch entschied sich das Team bewusst gegen eine strikte Anweisung. Stattdessen setzten Teamchef Andrea Stella und sein Kommandostand auf das professionelle Verständnis und die gegenseitige Rücksichtnahme ihrer jungen Fahrer.
Diese Entscheidung zahlte sich aus: Zwar war es am Limit – Norris musste einmal ausweichen, als Piastri in einer Schikane verteidigte – aber am Ende kamen beide Fahrer ins Ziel und holten starke Punkte für die Mannschaft. Die Fans bejubelten das Racing der beiden McLaren-Akteure, weil sie ehrliches Racing sehen wollen, und das Team bewies, dass man den eigenen Piloten vertrauen konnte.
Darüber hinaus stärkte diese Herangehensweise das innerhalb des Teams so wichtige Vertrauensverhältnis. Fahrer fühlen sich respektiert, wenn sie ihre Rennen gegeneinander auf der Strecke austragen dürfen. Gleichzeitig wissen sie aber auch, wo die Grenzen zu ziehen sind, damit das Team als Ganzes nicht leidet. Gerade Piastri, als Rookie, präsentierte sich hier souverän und ließ den erfahrenen Norris fair vorbeiziehen, ohne das Risiko einer Berührung zu maximieren.
In der diesjährigen Konstrukteurswertung sind solche Entscheidungen besonders bedeutend. Jeder Punkt zählt, und McLaren kämpft um die Plätze direkt hinter den aktuell dominierenden Red Bulls. Mit dem bewussten Verzicht auf eine Teamorder sendet McLaren ein Signal: Man vertraut auf das Können der eigenen Fahrer und baut auf den sportlichen Ehrgeiz, auch im internen Duell das Maximum für das Team herauszuholen.
Letzten Endes bleibt die Diskussion über Teamorder ein fester Bestandteil der Formel 1. Bei McLaren in Monza jedoch überwogen sportlicher Wettkampf und gegenseitiges Vertrauen. Eine Entscheidung, die nicht nur den Fans, sondern auch allen anderen Teams als lehrreiches Beispiel dienen sollte: Mit Respekt und Kommunikation lässt sich auch in brenzligen Situationen ein starkes Resultat erzielen.