Nach einem vielversprechenden Qualifying und einer aussichtsreichen Startposition erlebte das Mercedes-Team beim Großen Preis von Mexiko-Stadt eine derart bittere Enttäuschung, dass selbst erfahrende Formel-1-Experten ins Grübeln kamen. Im Mittelpunkt der Geschehnisse stand dabei George Russell, der nach einem klassischen Rennsonntag im Autódromo Hermanos Rodríguez einen undankbaren siebten Platz ins Ziel brachte – weit entfernt von den eigenen Erwartungen. Russell scheiterte nicht an fehlendem Ehrgeiz, sondern an den Tücken seines Mercedes und einem zähen Kampf durch das Feld. Bereits beim Start war klar, dass es kein einfacher Grand Prix werden würde. Zwar konnte Russell seine Position in den ersten Runden halten und schien auf Kurs zu einem soliden Resultat zu sein, doch das Rennen wurde nicht zuletzt durch die frühe rote Flagge – ausgelöst durch Kevin Magnussens heftigen Unfall – radikal neu gemischt. Dadurch wurde die strategische Vielfalt eingeschränkt: Von da an musste Russell auf den harten Reifen durchfahren und das genaue Reifenmanagement wurde zum entscheidenden Faktor. Im weiteren Verlauf des Rennens offenbarte sich dann die große Schwäche des Mercedes an diesem Tag: Während Teamkollege Lewis Hamilton mit einem veränderten Setup die Pneus besser handeln konnte und schließlich das Podium erreichte, kämpfte Russell mit überhitzenden Reifen und mangelnder Pace. In den letzten 20 Runden meldete er wiederholt per Funk, dass die Reifen am Limit wären und das Auto kaum auf der Strecke zu halten sei – eine Situation, wie sie bei Mercedes in dieser Saison leider nicht zum ersten Mal auftrat.
Das Rennen entwickelte sich zu einer echten Nervenschlacht. Russell wurde nacheinander von Lando Norris und Daniel Ricciardo kassiert und rettete sich mit Mühe vor Oscar Piastri ins Ziel, der in den finalen Runden noch mächtig Druck machte. Während Russell noch um die letzten Punkte kämpfte, zog Hamilton davon und demonstrierte eindrucksvoll, was unter günstigeren Bedingungen mit dem Mercedes derzeit möglich wäre – eine bittere Lektion für das Team und vor allem für Russell selbst. Nach dem Rennen zeigte sich Russell selbstkritisch, aber auch kämpferisch: „Es war ohne Zweifel einer der härtesten Nachmittage in dieser Saison,“ erklärte er. Besonders der enorme Reifenabbau habe ihm zu schaffen gemacht. „Ich wusste, dass ich ab Runde 30 im Grunde nur noch versuche, das Auto nach Hause zu bringen.“ Trotz der Rückschläge blickt Russell aber nach vorn: Das Team arbeite kompromisslos an Lösungen und Erkenntnisse aus Mexiko würden bereits für die kommenden Rennen in Brasilien und Las Vegas genutzt. Der frische Asphalt sowie die hochgelegene Strecke von Mexiko-Stadt sind zweifellos für jede Fahrzeug-Abstimmung ein echter Härtetest. Reifenüberhitzung gehört hier zum Standardproblem; wer auf den Punkt mit den Temperaturen arbeitet, kann Boden gutmachen. Mercedes hatte – so der Eindruck – mit Hamilton zumindest eine Seite der Garage im Griff, während die andere an diesem Wochenende von der Technik im Stich gelassen wurde. Ein weiteres Problem war die enorme Leistungsdichte im Mittelfeld. Inzwischen kann jeder Fehler, jede kleine Abstimmungsnuance sofort Pushs nach unten bedeuten. Mit Teams wie McLaren, Ferrari und selbst AlphaTauri, die in Mexiko ein erstaunliches Tempo an den Tag legten, ist das Mittelfeld so eng wie selten. Russell musste also nicht nur kämpfen, sondern gleich gegen eine ganze Phalanx hungriger Konkurrenten auf höchstem Niveau. Zwar sind solche Sonntage aus Fansicht schmerzlich, jedoch zeigen sie auch, dass die Mercedes-Ära der Dominanz wirklich vorbei ist – was die Spannung in der Formel 1 deutlich erhöht. Die Erkenntnisse aus Mexiko werden im Hinblick auf die verbleibenden Rennen Gold wert sein. Vor allem Fans dürfen gespannt sein, ob Mercedes die Schwächen behebt und Russell wieder an seine besten Leistungen anknüpfen kann. Die nächste Gelegenheit zur Wiedergutmachung wartet bereits – Spannung garantiert!