Red Bull Racing dominiert seit Einführung der neuen technischen Regeln im Jahr 2022 die Formel 1 fast nach Belieben. Besonders Max Verstappen, der mit bisher acht Saisonsiegen in neun Rennen glänzt, scheint momentan unschlagbar. Doch im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für ein weiteres, sehr bedeutendes Reglement-Update: 2026 werden sowohl beim Chassis als auch bei den Antriebseinheiten tiefgreifende Änderungen eingeführt. Angesichts der aktuellen Führungsposition fragen sich viele, ob Red Bulls anhaltender Fokus auf 2025 seine Chancen für den Übergang ins neue Reglement gefährden könnte.
Red Bulls Technikchef Pierre Waché und Teamchef Christian Horner gehen offen auf die Bedenken ein, dass eine Fortsetzung der Entwicklungsarbeit am aktuellen Erfolgsauto möglicherweise auf Kosten der Entwicklungszeit für 2026 gehen könnte. „Wir setzen alles daran, die richtige Balance zu finden“, erklärt Waché. „Natürlich wollen wir 2025 unsere Spitzenposition verteidigen, aber wir wissen auch, wie wichtig ein früher und massiver Entwicklungsstart für 2026 ist.“ Die Erfahrungen vergangener Jahre hätten gezeigt, dass Teams, die zu lange am alten Konzept festhalten, beim Übergang oft kurzzeitig ins Hintertreffen geraten - wie etwa Mercedes nach seinem 2020er-Titelzyklus.
Doch bei Red Bull herrscht Optimismus. Schließlich wird für das kommende Reglement nicht nur die Aerodynamik neu gedacht, sondern mit Red Bull Powertrains und Partner Ford steht das Team vor seiner ersten eigenen Motorenentwicklung seit Langem. Eine Herausforderung, die für Spannung sorgt: „Vieles ist noch unbekannt, doch mit enger Zusammenarbeit zwischen Chassis- und Motorenabteilung wollen wir Synergieeffekte nutzen“, sagt Horner. Dabei sei es Red Bulls Anspruch, ganz vorne mitzumischen – unabhängig von Regeländerungen.
Für viele Formel-1-Fans bleibt die große Frage, ob derzeitige Herausforderer wie Mercedes, Ferrari oder McLaren nicht einen längeren Atem beweisen werden. Schon mehrfach hat sich gezeigt, dass frühe Konzentration auf neue Regelwerke sich auszahlen kann — ein Paradebeispiel dafür war Brawn GP im Jahr 2009. Dennoch betont Red Bull, dass weder die Entwicklungsressourcen noch die Personalstärke zu Engpässen führen würden. Der Technologiebereich sei inzwischen so aufgestellt, dass parallel an mehreren Projekten auf Topniveau gearbeitet werden kann.
Neben technischen Überlegungen kommt hinzu, dass Max Verstappens Vertrag vorerst bis 2028 läuft. Die Kontinuität des Fahrers und ein eingespieltes Team bieten wertvolle Stabilität in einer Phase, in der Zuverlässigkeit und das schnelle Umsetzen neuer Ideen enorm wichtig sind. Die Bündelung von Know-how – etwa im hochmodernen Red Bull-Campus in Milton Keynes – soll ebenfalls ein Garant dafür sein, dass der Übergang 2026 möglichst reibungslos gestaltet wird.
Finanziell stark aufgestellt und mit langjährigen Partnern im Rücken, sieht sich Red Bull in einer Position, um beide Ziele gleichzeitig zu verfolgen – sowohl die kurzfristige Titelverteidigung im aktuellen als auch die Vorbereitung für das neue Zeitalter der Formel 1 ab 2026. Zwar lauern die Risiken im Detail, aber das Team betont, dass der aktuelle Erfolg ihnen ermöglicht, schnell auf Veränderungen zu reagieren.
Fans und Experten dürfen sich also auf zwei spannende Jahre freuen. Red Bulls Anspruch auf Perfektion bleibt ungebrochen – sowohl in Bezug auf technische Innovation als auch auf strategische Vorbereitung. Ob es dem Team gelingt, die Dominanz zu verlängern und zugleich den Generationswechsel im Reglement ohne Rückschläge zu meistern, wird eines der wichtigsten Kapitel der kommenden Formel-1-Geschichte werden. Die nächsten Monate versprechen intensive Entwicklungen – auf und abseits der Strecke.