Kaum ein anderes Formel-1-Team blickt auf so wechselhafte Jahre zurück wie das Team aus Hinwil, das aktuell als Kick Sauber antritt. Die Saison 2024 war für das Team, das sich mitten im Übergang zum Audi-Werksteam befindet, eine Mischung aus Enttäuschung und Hoffnungsschimmern – sowohl auf der Strecke als auch abseits davon. Welche Momente prägten das Sauber-Team und worin lagen Lichtblicke und Rückschläge?
Das Jahr begann mit großen Erwartungen: Sowohl Valtteri Bottas als auch Zhou Guanyu sollten ihre dritte gemeinsame Saison bestreiten und endlich den nächsten Schritt machen. Ein neues Branding als "Kick Sauber" sollte frischen Wind bringen, bevor Audi ab 2026 vollständig einsteigt. Doch schon bei den Wintertests in Bahrain wurde sichtbar: Der neue Bolide C44 hatte zwar innovative Ansätze, ließ aber vor allem in Sachen Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit noch zu wünschen übrig. Mehrfach verhinderten kleinere technische Defekte, aber auch unglückliche Strategieentscheidungen, ein besseres Abschneiden im Mittelfeld.
Eine der größten Herausforderungen für das Team stellte die neue Reifenregelung dar, die 2024 eingeführt wurde. Der C44 zeigte sich besonders im Qualifying als schwierig zu verstehen – die optimale Betriebstemperatur der Reifen wurde oft verfehlt, was sich in enttäuschenden Startplätzen widerspiegelte. Dies wiederum machte es schwierig, im Rennen zu punkten. Dennoch blieb das Team bemerkenswert kämpferisch. Dank cleverer Boxenstopps und solider Rennpace gelang es Bottas und Zhou in Monaco und Kanada, die ersten WM-Punkte einzufahren und wichtige Daten für die Entwicklung zu sammeln.
Highlight der Saison war zweifellos das spannende Qualifying in Monaco, bei dem Valtteri Bottas mit einer brillanten Runde knapp in Q3 einzog. Das Team jubelte, denn dieser Erfolg gegen konstante Rivalen wie Williams und Haas war alles andere als selbstverständlich. Zwar fehlte es sonntags noch etwas an Rennpace, doch ein guter Strategiecall sicherte die ersten Punkte der Saison. Auch Zhou zeigte sich verbessert und profitierte von einem verbesserten Setup in Kanada, das Sauber erstmals in die Nähe der Top Ten brachte.
Probleme hatte das Team jedoch weiterhin mit der Zuverlässigkeit, speziell im Bereich der Hydraulik und bei der Kommunikation zwischen Box und Fahrer. Gerade in Sessions mit wechselnden Bedingungen, wie in Ungarn oder Belgien, kosteten Missverständnisse bei den Boxenstopps wertvolle Zeit und bessere Ergebnisse. Die Zwischenbilanz im Mittelfeld fiel entsprechend nüchtern aus: Während Alpine und Williams zumindest punktuell Akzente setzen konnten, lag Sauber oft nur im hinteren Drittel, wenn auch meist knapp hinter den direkten Rivalen.
Abseits der Strecke hielt die Spekulation um die Zukunftsplanung die Fans in Atem. Mit Andreas Seidl als CEO und James Key als Technikchef wurde ein klares Signal Richtung Audi gesetzt: Sauber baut bereits an einer neuen Infrastruktur und an einer langfristigen Strategie. Durch die Kooperation mit Audi werden massive Investitionen in das Werk in Hinwil getätigt, die ab 2025 Früchte tragen sollen. Schon in der zweiten Saisonhälfte zeigte sich, dass das Team nicht stillsteht – kleinere Updates brachten im engen Mittelfeld entscheidende Zehntelsekunden, und die Lernkurve bei Strategie und Reifenmanagement wurde sichtbar steiler.
Mit Blick auf 2025 bleibt also Vieles offen, doch eins steht fest: Kick Sauber/Audi setzt auf nachhaltigen Aufbau und gibt jungen Talenten sowie erfahrenen Führungskräften Raum zur Entwicklung. Die Fans dürfen sich auf ein spannendes Projekt mit großem Potenzial freuen. Wenn die Synergie zwischen Audi-Innovation und Sauber-Expertise gelingt, könnten die Hinwiler mittelfristig wieder zu den Geheimfavoriten zählen. Für leidenschaftliche Formel 1-Fans bleibt es also lohnenswert, das grün-schwarze Team im Auge zu behalten – nicht nur aus sportlicher Sicht, sondern auch als spannendes Beispiel für einen gelungenen Neustart in der Königsklasse des Motorsports.