Der Große Preis von Aserbaidschan ist traditionell eine der aufregendsten und unberechenbarsten Stationen im Formel-1-Kalender. Auch das Rennwochenende 2025 in Baku verspricht wieder Spannung pur, wie sich bereits am Freitag zeigte. Die Teams nutzten die freien Trainings, um wertvolle Erkenntnisse über Reifen und Setups zu sammeln – doch die engen Straßen des Baku City Circuits forderten auch diesmal ihr Tribut.
Besonders auffällig war die enorme Leistungsdichte im Mittelfeld. Schon in den Freitags-Sessions lagen zwischen Platz 3 und Platz 12 weniger als eine halbe Sekunde. Dies deutet auf ein hart umkämpftes Qualifying und Rennen hin. Die Teams mussten bei der Abstimmung einen heiklen Spagat wagen: maximales Tempo auf den langen Geraden und gleichzeitig ausreichend Abtrieb für die technisch anspruchsvollen Kurven.
Viele Fahrer klagten über rutschige Bedingungen. Durch die niedrigen Streckentemperaturen bauten die Reifen oft schlecht Grip auf, was insbesondere im zweiten Sektor zu mehreren Drehern und Ausrutschern führte. Ferrari und McLaren wirkten schon am Freitag besonders stark in den langsamen Abschnitten, während Red Bull wie gewohnt mit hoher Topspeed auf der langen Start-Ziel-Geraden glänzen konnte. Bei Mercedes hingegen herrscht noch Rätselraten, wie man die richtigen Temperaturen in die Pneus bekommt, ohne auf den Geraden zuviel Topspeed zu verlieren.

Ein weiteres spannendes Thema am ersten Trainingstag war das Verhalten des neuen Asphaltbelags. Einige Fahrer, darunter Max Verstappen und Lewis Hamilton, berichteten über unvorhersehbare Balance-Wechsel innerhalb der Runde. Verstappen erklärte im Teamfunk, dass der Grip von einem Umlauf zum nächsten stark schwankte, was das Finden eines optimalen Setups zusätzlich erschwerte. Diese Bedingungen könnten im Rennen zu ungewöhnlichen Strategien führen, da die Reifenabbau-Rate schwer vorherzusagen ist.
Frische Upgrades sorgen in Baku traditionell für Gesprächsstoff, denn viele Teams bringen zum ersten Stadtrennen der Saison größere Entwicklungspakete. Dieses Jahr präsentierte vor allem McLaren neue Front- und Heckflügel, die offenbar auf Anhieb gut funktionierten. Lando Norris zeigte sich nach den Sessions optimistisch: „Wir sind konkurrenzfähig und fühlen uns im Auto wohl. Es wird ein enges Rennen, aber wir können vorne angreifen.“ Auch Alpine und Williams testeten neue Komponenten, zogen aber gemischte Bilanz – hier fehlt offenbar noch Feintuning.
Die Erwartungen für das Qualifying sind hoch. Die engen Mauern und die schnelle Gerade laden zu Risiken ein. Viele Piloten sehen im Windschatten-Fahren auf der Start-Ziel-Geraden eine große Chance, um im entscheidenden Moment ein paar Zehntel zu gewinnen. Gleichzeitig warnen die Ingenieure: Wer zu spät bremst oder beim Herausbeschleunigen zu viel riskiert, kann das Rennen schon vor dem Sonntag verlieren.
Für Formel-1-Fans verspricht das anstehende Wochenende auf dem Baku City Circuit wieder beste Unterhaltung. Das Zusammenspiel aus engen Straßen, langen Geraden, geringer Fehler-Toleranz und unvorhersehbaren Strategie-Optionen macht dieses Rennen so einzigartig. Wer am Freitag aufmerksam hinsah, erkennt: In Aserbaidschan kann selbst der vermeintliche Außenseiter für eine faustdicke Überraschung sorgen. Die Frage ist nur, wer seine Karten am besten ausspielen und sich auf dem wilden Kurs durchsetzen wird.