Williams hat ein formelles „Right of Review“-Verfahren bei der FIA eingeleitet, um die Fünf-Sekunden-Strafe von Carlos Sainz beim Großen Preis der Niederlande in Zandvoort zu überprüfen. Das britische Traditionsteam ist der Meinung, dass das Ergebnis der Strafe einen entscheidenden Einfluss auf das Endresultat des Rennens und die Position von Alexander Albon hatte. Die Diskussion um den Entscheid der Rennkommissare sorgt in der Formel-1-Community aktuell für große Aufmerksamkeit und hitzige Debatten.
Der Vorfall ereignete sich kurz nach einem späten Boxenstopp von Sainz in Runde 58, als er nach dem Verlassen der Boxengasse beinahe mit Albon im Williams kollidierte. Sainz kam von seiner markierten Box falsch weg, fuhr über die weiße Linie beim Boxenausgang und zwang Albon zu einer Ausweichbewegung. Die Stewards werteten das Manöver als unsicheres Verlassen der Boxengasse und verhängten die Zeitstrafe gegen den Ferrari-Piloten. Sainz verlor dadurch eine Position und fiel von Platz drei auf Rang fünf zurück, während Albon als Dritter einen weiteren Podestplatz für Williams verpasste.
Williams-Teamchef James Vowles kritisierte die Entscheidung der Rennleitung und führt an, dass die Strafe nicht ausreichend gewesen sei. Aus Sicht des Teams hätte Sainz für das als sehr gefährlich eingestufte Manöver härter bestraft werden müssen, vor allem da Albon seine eigene Platzierung aufs Spiel setzen musste, um eine Kollision zu verhindern. Mit ihrem Protest erhofft sich Williams eine Änderung der Entscheidung – und damit vielleicht auch ein verschobenes Rennergebnis.
Formell hat das Team das sogenannte „Right of Review“ beantragt, das es jedem Formel-1-Team gestattet, eine Überprüfung einer Stewards-Entscheidung zu beantragen, wenn neue, relevante und bislang nicht gezeigte Beweise vorgelegt werden können. Der Prozess beginnt mit einer Videokonferenz, bei der die Stewards entscheiden müssen, ob die vorgelegten Beweise eine erneute Untersuchung rechtfertigen. Sollte Williams Erfolg haben, würde der Fall nochmals aufgerollt und potenziell sogar die Strafe verschärft – eine echte Seltenheit in der Königsklasse des Motorsports.
Dieser Fall ist deshalb spannend, weil das „Right of Review“ in der Formel 1 selten angewandt – und noch seltener erfolgreich ist. Nur wenn neue, bislang übersehene Fakten auf den Tisch kommen, wird die Tür für eine erneute Untersuchung geöffnet. Williams muss also nachweisen, dass der Vorfall zwischen Sainz und Albon nicht ausreichend gewürdigt wurde oder dass neue Daten eine andere Beurteilung erfordern. Beobachter vermuten, dass das Team etwa Telemetriedaten oder bislang nicht gezeigte Onboard-Aufnahmen als Nachweis anführt.
Die Diskussion kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Mittelfeld der Formel 1 so hart umkämpft ist wie lange nicht mehr. Jeder einzelne Punkt kann am Saisonende über Millionen-Prämien entscheiden. Für Williams, die aktuell mitten im Kampf um Platz sieben der Konstrukteurswertung stecken, wäre ein zusätzlicher Podestplatz von unschätzbarem Wert. Albon hat in dieser Saison wiederholt bewiesen, dass er aus dem Williams-Paket das Maximum herausholt – und seine Verteidigung gegen Ferrari-Pilot Sainz auf der Strecke beeindruckte viele Experten.
Diese Episode wirft erneut die Frage auf, wie konsequent und einheitlich die FIA-Stewards Strafen in der Formel 1 handhaben. In den sozialen Netzwerken und unter Journalisten wird heftig darüber diskutiert, ob vergleichbare Vergehen in der Vergangenheit ähnlich bewertet wurden. Williams unterstreicht mit seinem Vorgehen nicht nur die Ambitionen des Teams, sondern rückt auch die Transparenz der Entscheidungsprozesse in den Fokus.
Die nächsten Tage werden zeigen, ob Williams mit seinem Protest Erfolg hat. Für die Fans bietet diese rechtliche Auseinandersetzung zusätzlichen Gesprächsstoff in einer ohnehin schon spannend verlaufenden Saison. Klar ist: Solche Entscheidungen können nicht nur die Tagesordnung, sondern auch die Gesamtwertung der Formel 1 maßgeblich beeinflussen.
