Die erste Trainingssession zum Formel-1-Finale in Abu Dhabi bot bereits eine Vorschau auf ein packendes Wochenende mit hochkarätiger Action. Mehrere Teams testeten viel, nutzten ihre Junior-Fahrer und sammelten letzte Daten für das 22. Saisonrennen auf dem Yas Marina Circuit. Doch nicht nur auf den vorderen Plätzen wurde gekämpft – auch im Mittelfeld und auf den hinteren Rängen schob sich das Feld bemerkenswert eng zusammen.
Max Verstappen, der bereits als Weltmeister feststeht, musste sich in FP1 ausruhen und überließ dem Red Bull-Junior Isack Hadjar das Cockpit. Charlie Wurz, Sohn von Ex-F1-Pilot Alexander Wurz, feierte ebenso sein Debüt in einem Williams. Die Vielzahl an Nachwuchsfahrern war Teil der Regel, die Teams dazu verpflichtet, in dieser Session mindestens einen Rookie einzusetzen. Für pure Performance und erste Abstimmungsarbeiten nutzten trotzdem viele Stammfahrer den Freitagmorgen.
Das erste Freie Training gehörte überraschend George Russell im Mercedes, der in 1:26.072 die schnellste Runde drehte. Dahinter folgten Felipe Drugovich im Aston Martin – ein starkes Zeichen für den Ersatzmann – sowie Daniel Ricciardo im AlphaTauri. Besonders auffällig: Die Top-15 lagen binnen 1,2 Sekunden. Williams, Haas und Alpine machten mit konkurrenzfähigen Zeiten deutlich, dass das Mittelfeld heiß umkämpft ist.
Fast alle Teams nutzten die Gelegenheit, neue Teile und aerodynamische Konfigurationen zu testen. Alpine arbeitete intensiv an Aerodynamik-Paketen, während McLaren kleinere Anpassungen an der Aufhängung überprüfte. Ferrari ging mit Carlos Sainz auf eine andere Reifenstrategie, um für das Qualifying verschiedene Daten zu erheben. Beispielsweise fuhr Sainz längere Stints auf dem Soft-Reifen, was auf eine abweichende Herangehensweise im Setup hindeutet.
Besonders spannend war die Lage in den Simulationen der Longruns: Die Teams hielten ihre Karten hier bewusst bedeckt. Red Bull pilotierte Junior Hadjar auf ein solides Programm, während Sergio Perez ausschließlich Datensammeln priorisierte. Mercedes sammelte mit Russell Vergleichsdaten zu den Junior-Drives. Die hohe Track-Entwicklung und Temperaturen bis zu 35 Grad boten hier wichtige Informationen für das Rennen, das bei deutlich kühleren Bedingungen stattfinden wird.
Die Rookies überzeugten mit starken Vorstellungen: Isack Hadjar blieb im Red Bull unfallfrei und konnte solide Sektorzeiten setzen, ebenso wie Pato O’Ward im McLaren, der mit cleverem Reifenmanagement die Strecke nutzte. Für Ferrari debütierte Oliver Bearman, der auf engem Terrain wertvolle Routine ohne Fehl und Tadel sammelte. Das Juniorenfeld zeigte sich insgesamt nicht nur lernwillig, sondern auch in der Lage, unter Druck konstante Leistung abzurufen.
An der Spitze sieht es so aus, als ob Mercedes und Aston Martin an diesem Wochenende um die Podestplätze kämpfen könnten – angesichts der starken Zeiten von Russell und Drugovich. Red Bull bleibt trotz Auslassens ihres Spitzenmannes Verstappen ein Geheimfavorit für mindestens einen Platz unter den Top Drei. Die mittleren Teams, angeführt von AlphaTauri, Alpine und Williams, werden vermutlich im Rennen und besonders im Qualifying von jeder noch so kleinen Zeitverbesserung profitieren.
Der erste Trainingstag von Abu Dhabi beweist: Im Finale der Formel-1-Saison 2023 ist noch viel offen. Nicht nur bei der Vergabe des dritten WM-Gesamtrangs, sondern vor allem auch im Kampf um die Ehre innerhalb des Fahrerfeldes. Die Debütanten machten Lust auf die Zukunft, während die Stammfahrer mit Feinschliff an den entscheidenden Details arbeiteten. Fans dürfen sich am Samstag und Sonntag auf ein echtes Highlight zum Saisonabschluss freuen!