Die Formel-1-Saison 2024 hält weiterhin Überraschungen bereit – so auch beim ersten freien Training zum Großen Preis von São Paulo in Interlagos. Trotz wechselhafter Bedingungen und anspruchsvollen Streckenverhältnissen gelang es McLaren, ein starkes Ausrufezeichen zu setzen: Lando Norris fuhr die schnellste Zeit, dicht gefolgt von seinem Teamkollegen Oscar Piastri. Beide McLaren-Fahrer nutzten ihre Chancen optimal und verschafften ihrem Team damit eine vielversprechende Ausgangslage für den weiteren Verlauf des Wochenendes.
Die Session begann auf feuchter Strecke. Nachdem nächtlicher Regen das berühmte Autódromo José Carlos Pace durchweicht hatte, tasteten sich die Teams zunächst vorsichtig an die Strecke heran. Verschiedene Reifen-Strategien prägten die erste halbe Stunde: Einige entschieden sich direkt für die Slicks, während andere den Intermediates noch eine Chance gaben. Doch schnell zeigte sich, dass die Strecke innerhalb kürzester Zeit abtrocknete, sodass die Jagd nach schnellen Zeiten eröffnet war.
Lando Norris demonstrierte eindrucksvoll, in welch starker Form er und McLaren aktuell sind. Mit einer Zeit von 1:11,732 setzte er sich an die Spitze des Feldes. Sein australischer Teamkollege Oscar Piastri folgte auf Platz zwei mit nur knappen drei Zehntelsekunden Rückstand – ein Indiz dafür, wie gut der MCL38 mit den Bedingungen zurechtkam. Dahinter reihte sich George Russell im Mercedes ein. Die beiden Ferrari-Piloten, Charles Leclerc und Carlos Sainz, belegten die Ränge vier und fünf und blieben damit ebenfalls in Schlagdistanz.
Das Training verlief nicht ohne Zwischenfälle: Red-Bull-Pilot Sergio Pérez sorgte für einen kurzen Schreckmoment, als er in Kurve vier von der Strecke rutschte – glücklicherweise ohne größere Schäden. Weltmeister Max Verstappen hingegen konnte kein optimales Setup finden und beendete die Session auf Platz 16. „Es gibt noch viel zu analysieren“, kommentierte er gegenüber den Medien. Aston Martin hingegen scheint weiter auf der Suche nach Konstanz, wobei Fernando Alonso nur als Zwölfter gewertet wurde.
Besonders auffällig waren die geringen Abstände zwischen den Spitzenreitern: Zwischen Norris und Russell betrug die Lücke gerade einmal vier Zehntelsekunden, und insgesamt befanden sich die Top Ten innerhalb von weniger als einer Sekunde. Das verspricht Hochspannung für das Qualifying am Samstag und vor allem für den Sprint, der in São Paulo traditionell für jede Menge Action sorgt.
Abseits der reinen Zeitenjagd diente das Freie Training auch als Testfahrt für neue Teile und Setups. Zahlreiche Teams probierten verschiedene Heckflügel-Varianten und aerodynamische Einstellungen, um das Maximum aus ihren Boliden zu holen. Besonders McLaren scheint in diesem Bereich erneut einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Schon seit einigen Rennen sind die Papaya-Gelben so etwas wie der heimliche Herausforderer des bislang dominierenden Red-Bull-Teams.
Bemerkenswert war auch die Leistung einiger Rookies und Ersatzfahrer: Theo Pourchaire, der bei Alfa Romeo zum Einsatz kam, sammelte wichtige Kilometer und bleibt ein interessanter Name für die Zukunft der Königsklasse. Die Leistungsdichte im Mittelfeld ist nach wie vor enorm – kleine Fehler oder schwankende Bedingungen könnten den Unterschied zwischen Q3 und einem frühen Aus im Qualifying ausmachen.
Mit dem Sprint und dem Rennen in São Paulo stehen die nächsten Highlights der F1-Saison unmittelbar bevor. Die Fans dürfen sich auf ein packendes Wochenende freuen – zumal die Ausgangslage nach diesem ersten Training spannender kaum sein könnte: Hat McLaren tatsächlich das Potenzial, Red Bull herauszufordern? Findet Ferrari zurück zur Topform? Und kann Mercedes kontern? Die Antworten gibt es spätestens nach dem großen Showdown in Interlagos.