In der Formel 1 herrscht stetig ein enormer Druck – vor allem, wenn ein Traditionsrennstall vor einem umfassenden Umbruch steht. Das sieht man derzeit eindrucksvoll am Sauber-Team, das in wenigen Monaten unter der Marke Audi komplett neu durchstarten wird. Teamchef Alessandro Alunni Bravi und Sportdirektor Jonathan Wheatley betonen immer wieder, wie wichtig es ist, diesen Druck als Motivation zu begreifen und in positive Energie umzuwandeln. Doch wie funktioniert das in der Praxis und welche Herausforderungen stehen den Schweizern bis zum Audi-Einstieg wirklich bevor?
Die Geschichte von Sauber in der Königsklasse ist lang und bewegt. Was als kleines Privatteam begann, hat sich zu einem wichtigen Bestandteil der Formel 1 entwickelt – als Talentschmiede, als technologisches Labor und nun als Sprungbrett für einen der größten Automobilkonzerne der Welt. Der Übergang zu Audi ist daher weit mehr als ein simpler Namenswechsel: Es wird eine tiefgreifende Transformation in Bezug auf Technik, Personal und Unternehmenskultur.
Jonathan Wheatley, der erst 2024 zu Sauber stieß und zuvor jahrelang als Teammanager bei Red Bull Racing arbeitete, bringt eine Schlüsselqualität mit: den Umgang mit Erwartungsdruck. In seinen Aussagen unterstreicht er die Bedeutung davon, Herausforderungen als Chancen zu sehen. "Wir müssen den Druck akzeptieren und ihn in eine Leistungssteigerung verwandeln. Nur so können wir Schritt für Schritt näher an die Spitze rücken", so Wheatley. Gerade im Vorfeld des Audi-Einstiegs droht schnell eine Überforderung, wenn nicht alle Rädchen perfekt ineinandergreifen.
Besonders spannend ist der Blick hinter die Kulissen. Audi investiert bereits jetzt massiv in neue Strukturen. Das Team in Hinwil wird technisch aufgerüstet, neue Führungskräfte und Fachleute aus der gesamten Motorsport-Welt wurden verpflichtet. Wheatley sieht hier enormes Potential: "Mit den Ressourcen und der Vision, die Audi einbringt, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten – aber auch ein enormer Erwartungsdruck von innen und außen." Wie die Crew in Hinwil diesen Spagat schafft, wird entscheidend für einen erfolgreichen Audi-Start sein.
Viele Beobachter vergleichen die Situation mit Teamübernahmen der Vergangenheit, beispielsweise bei Mercedes oder Red Bull. Doch der Schritt von Sauber zu Audi ist einzigartig: Die Integration eines Werksteams in einem etablierten Formel 1-Team, verbunden mit dem Anspruch, innerhalb weniger Jahre ganz vorne mitzufahren. Die F1-Fans dürfen gespannt sein: Gelingt es Audi, ähnlich schnell Erfolge zu feiern wie seinerzeit Mercedes? Oder wird der Weg steiniger und lehrreicher?
Aus sportlicher Sicht ist die Saison 2024 für Sauber ein Testlauf. Während das Team offiziell noch nach dem Titel „Stake F1 Team Kick Sauber“ antritt, laufen hinter den Kulissen bereits die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Entwicklung des neuen Audi-Antriebs erfolgt unter strengster Geheimhaltung. Erste Meilensteine sind gesetzt, doch die große Feuertaufe wartet im Jahr 2026, wenn Audi das Zepter endgültig übernimmt. Bis dahin gilt es für Wheatley und Co., das Team mental und strukturell auf den Wandel vorzubereiten.
Die Ansprüche steigen nicht nur im Team, sondern auch in der Öffentlichkeit. Die deutschen Fans fiebern dem Audi-Einstieg entgegen und hoffen auf ein neues Kapitel der „deutschen Formel 1-Erfolgsgeschichte“. Doch Wheatley mahnt zur Geduld: "Wir müssen realistisch bleiben. Erfolge kommen nicht über Nacht. Aber jeder Fortschritt motiviert das gesamte Team." Es geht also nicht nur um Technik, sondern vor allem um eine neue Siegermentalität.
Für Formel-1-Enthusiasten bleibt es eine der spannendsten Geschichten der kommenden Jahre: der Wandel, der Aufbruch, das Ziel, einen deutschen Hersteller wieder dauerhaft an die Spitze der Königsklasse zu bringen. Sauber und Audi geben alles, den eigenen, aber auch den Erwartungen der Fans gerecht zu werden. Eins ist sicher: Selbst unter Druck entstehen im Motorsport oft die größten Meisterwerke.