Ferrari zählt zweifellos zu den legendärsten Teams der Formel-1-Geschichte. Doch trotz des ungebrochenen Enthusiasmus rund um die Scuderia ist die Saison 2024 erneut ein Spiegelbild der aktuellen Herausforderungen – insbesondere wurde das bei den Hochgeschwindigkeitsrennen wie dem Grand Prix von Monza offensichtlich. Die Italiener mussten nicht nur erkennen, dass Mercedes und vor allem Red Bull in puncto Gesamtpaket davongezogen sind, sondern auch, dass gewisse grundsätzliche Schwächen weiterhin ungelöst bleiben.
Die neuesten Erkenntnisse offenbarten sich auf dem traditionsreichen Hochgeschwindigkeitskurs im Königlichen Park. Monza stellt besondere Anforderungen: Viel Topspeed, wenig Abtrieb und knallharte Bremszonen. Eigentlich ein Terrain, auf dem Ferrari mit seinen Power-Units zuletzt immer wieder glänzen konnte. Doch in diesem Jahr zeigte sich, dass der SF-24 unter bestimmten Bedingungen an fundamentale Limits gerät, die kurzfristig kaum lösbar scheinen – und die Planungen für das 2025er-Auto stärker beeinflussen als erhofft.
Der Hauptkritikpunkt scheint nicht mehr die Motorleistung zu sein, sondern das Fahrwerksverhalten, insbesondere bei schnellen Richtungswechseln und über Bodenwellen. Die Ingenieure sehen das Hauptdilemma im aerodynamischen Konzept sowie in der Fahrwerkgeometrie, die zwar einen guten Reifenverschleiß garantiert, aber auf Strecken wie Monza spürbare Nachteile im Kampf um den letzten Zehntel-Sekundenblock offenbart.

Während Red Bull das RB20-Chassis konsequent auf extreme Effizienz getrimmt hat und Mercedes durch innovative Aufhängungskonzepte zurück in den Kreis der Spitzenteams gefunden hat, kämpft Ferrari immer noch mit grundlegenden Balancelücken. Vor allem die starke Überhitzung der Hinterreifen und die mangelnde Stabilität beim Einlenken in die schnellen Schikanen machen dem Team zu schaffen. Charles Leclerc und Carlos Sainz beklagten, dass sie häufig am Limit fahren müssten, um überhaupt die Pace ihrer direkten Konkurrenten mitzugehen – was wiederum den Reifenabbau und die Fehleranfälligkeit begünstigt.
Technikchef Enrico Cardile bestätigte, dass viele Entwicklungsressourcen für das nächste Jahr auf den Abbau dieser Schwächen gerichtet werden. Ein radikal überarbeitetes Aero-Paket sowie eine neue Aufhängungskinematik sollen die Anpassungsfähigkeit des Autos auf verschiedene Streckentypen deutlich verbessern. Ein Mut zur Innovation ist gefragt, denn das Zeitfenster, um die Lücke zu Red Bull wirklich zu schließen, droht sich zu schließen. Noch nie war der technische Wettlauf im Mittelfeld so dreißig und entscheidend wie in der aktuellen Saison.
Interessant für die Tifosi: Trotz aller Kritik muss man festhalten, dass Ferrari in strategischer Hinsicht wichtige Fortschritte gemacht hat; Boxenstopps und Reifeneinschätzungen waren 2024 so präzise wie selten. Doch Technik kann Rennstrategie nicht vollständig kompensieren. Um überhaupt eine realistische WM-Chance zu behalten oder zumindest einzelne Siege zu feiern, muss der nächste Entwicklungsschritt sitzen.
Ein Hoffnungsschimmer bleibt: In Maranello wurden Lehren gezogen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Fahrern, Ingenieuren und Datenanalyse hat bereits im Saisonverlauf zu kleinen Verbesserungen geführt. Sollte das neue Konzept 2025 aufgehen, könnte Ferrari wieder im WM-Kampf mitreden. Bis dahin aber gilt, dass innovative Maßnahmen dringend nötig sind, um aus Schatten der Vergangenheit herauszutreten und die Scuderia wieder zur alten Stärke zu führen – zum Leidwesen der Konkurrenz, aber zur Freude aller Formel-1-Fans weltweit.