McLaren vor neuer Herausforderung: Boxenstopps unter der Lupe nach Rückschlag in Baku
Der vierte Lauf der Formel 1 Saison 2024 beim Großen Preis von Aserbaidschan hielt für das McLaren-Team eine unangenehme Überraschung bereit. Nach einem vielversprechenden Saisonstart und kontinuierlichen Fortschritten in der Fahrzeugentwicklung wurde der Traditionsrennstall aus Woking vom eigenen Boxengassen-Equipment ausgebremst. Insbesondere die ineffiziente Hardware am Boxenstopp sorgte für einen ungewollten Rückschritt im Kampf um wertvolle Punkte.
McLaren-Teamchef Andrea Stella ging nach dem Rennen in Baku offen mit der Problematik um. Die Schuld für den verhängnisvollen Zeitverlust beim Boxenstopp von Lando Norris und Oscar Piastri lag diesmal weniger beim Teamgeist oder den Mechanikern selbst. „Wir müssen anerkennen, dass wir an unserem technischen Equipment arbeiten und investieren müssen, um bei Konstanz und Geschwindigkeit der Boxenstopps mit der Konkurrenz mithalten zu können“, so Stella. Während in anderen Teams die Verbesserungen bei Radmuttern, Schlagschraubern und Wagenhebern schon Früchte tragen, hinkt McLaren – einem der größten Namen im Motorsport – aktuellen Standards noch leicht hinterher.
Dabei betont Stella, dass die Performance bei Boxenstopps in der modernen Formel 1 ein entscheidender Faktor beim Kampf in der Mittelfeldspitze ist. „Oft entscheidet eine Sekunde an der Box über mehrere Plätze im Ziel – besonders auf engen Stadtkursen wie Baku.“ Zwar verliefen Teile des Rennens für das Team nach Plan, doch der Rückstand durch einen zu langen Stopp verhinderte ein besseres Ergebnis, trotz eines ansonsten konkurrenzfähigen Autos.

Im Vergleich mit Teams wie Red Bull Racing und Ferrari wird deutlich, wie effizient moderne Boxentechnologie sein kann. Bei diesen Spitzenteams ist die durchschnittliche Standzeit der Autos in der Box in den letzten Jahren weiter gesunken – zum Teil durch clevere Innovationen bei Radmuttern oder Sensoren, die den Boxenstopp automatisch freigeben, sobald alle Arbeiten abgeschlossen sind. „Solche Systeme müssen auch bei uns Einzug halten“, ergänzt Stella.
Wie geht McLaren nun die Aufholjagd im Boxenstopp-Duell an? Teaminterne Quellen berichten von bereits gestarteten Projekten zur Neubeschaffung entscheidender Hardware-Komponenten. Neben der Überarbeitung der Schlagschrauber, sollen besonders ergonomische Anpassungen bei den Wagenhebern vorgenommen werden. Faktoren wie Gewicht, Handhabung bei unterschiedlichen Reifendrücken und vor allem die Verständigung zwischen den Mechanikern stehen im Fokus. Man plant die zusammen mit Hardware-Partnern entwickelte Technik frühzeitig an Testtagen zu erproben, um die Eingewöhnung und das Handling in Stresssituationen zu verbessern.
Doch die technische Seite ist nur ein Teil des Erfolgsrezepts. Wie Stella bekräftigt, wird McLaren auch weiterhin in die Ausbildung und Vorbereitung der Mechaniker investieren. Jeder Stopp wird aus verschiedenen Kamerawinkeln analysiert, um Mikrofehler zu erkennen und die Abläufe zu perfektionieren. Dabei sollen Erfahrungen anderer Spitzenteams bei Testbesuchen in der Werkstatt umgesetzt werden.
McLaren-Fans können also hoffen, dass neben den ständigen Updates am Fahrzeug ab sofort auch die Boxencrew aus Woking mit modernster Technik und Präzision an den Start geht. Die Verbesserungspotentiale beim Equipment setzen ein klares Zeichen: Das Team will sich nicht länger mit halbgaren Lösungen zufriedengeben und den Anschluss an das vordere Mittelfeld nicht verlieren.
Ein schnellerer Boxenstopp kann im engen Feld der Formel 1 den entscheidenden Unterschied machen – und McLaren befindet sich auf gutem Weg, mit neuen Investitionen ins technische Herz der Garage seine Podestchancen in den kommenden Rennen deutlich zu steigern. Für Fans und Team gleichermaßen bleibt die Hoffnung, dass die Innovationsfreude von McLaren bald wieder auch an der Boxengasse sicht- und messbar ist.