Mit seinem jüngsten Podiumsplatz beim Großen Preis von Australien erfüllte Carlos Sainz eine beeindruckende Leistung, die nur wenigen Fahrern in der Geschichte der Formel 1 vergönnt war. Nach einer zweiten Operation am Blinddarm und einer erzwungenen Rennpause kehrte der Spanier zurück auf die Strecke und sicherte sich in Melbourne nicht nur den Sieg, sondern schrieb damit auch ein weiteres denkwürdiges Kapitel seiner Karriere. Doch sein Erfolg ist weitaus bemerkenswerter, betrachtet man die Exklusivität dessen, was er damit erreichte: Als vierter Fahrer überhaupt stand er mit drei verschiedenen Teams auf dem Siegerpodest.
Carlos Sainz trat in Australien an, nachdem er den Saisonauftakt in Saudi-Arabien verletzungsbedingt hatte auslassen müssen. Kaum zurück im Cockpit seines Ferrari, zeigte Sainz eine beherzte und taktisch reife Vorstellung, indem er sich gegen die Konkurrenz durchsetzte und in der Schlussphase zum ersten Mal seit Singapore 2023 ganz oben auf dem Treppchen stand. Dieser Erfolg geht allerdings weit über den einzelnen Sieg hinaus. Sainz gelang es, mit Ferrari, McLaren und Renault (heute Alpine) auf das Podium zu fahren, ein Kunststück, das zuvor nur drei Legenden der Formel 1 vollbrachten: Sir Stirling Moss, John Surtees und der viermalige Weltmeister Alain Prost.
Dass Sainz dies in einer Zeit vollbracht hat, in der die Leistungsunterschiede zwischen den Teams oftmals groß genug erscheinen, um solche Meilensteine unmöglich erscheinen zu lassen, macht seinen Erfolg noch bemerkenswerter. Er bewies nicht nur fahrerisches Können, sondern auch Anpassungsfähigkeit und Disziplin – wichtige Eigenschaften, die einen Grand-Prix-Sieger auszeichnen. Besonders erfeulich: Sainz gab zu Protokoll, dass er sich bereits in der Qualifikation in Top-Form fühlte, was umso beachtlicher ist nach einer medizinischen Zwangspause.

Doch nicht nur Sainz sorgte Down Under für Gesprächsstoff. Auch Charles Leclerc, sein Teamkollege bei Ferrari, nutzte das Momentum und komplettierte mit Platz 2 den ersten Ferrari-Doppelsieg seit Bahrain 2022. Für die Scuderia war das nicht nur ein Statement an die Konkurrenz, sondern auch ein dezidierter Schritt näher an die Spitzenposition in der Teamwertung. Ferrari war im gesamten Rennen taktisch hervorragend aufgestellt, ließ die Fehlerquote gegen Null tendieren und demonstrierte, dass das Team genug Potenzial hat, um Red Bull Racing in diesem Jahr zu fordern.
Wenig erfreulich verlief der Nachmittag für Max Verstappen. Ein technisches Problem bereits in der dritten Runde zwang den Dominator der letzten Jahre zur Aufgabe, wodurch seine beeindruckende Serie von Zielankünften abrupt endete. Tatsächlich war es das erste Mal seit Australien 2022, dass Verstappen vorzeitig ausfiel – eine seltene Schwäche seines ansonsten so zuverlässigen Red Bull-Teams. Auch Lewis Hamilton musste sein Rennen vorzeitig beenden, was erneut die Herausforderungen der diesjährigen Saison unterstreicht.
Im hinteren Feld zeigte sich ein regelmäßiger Kampf um die Punkte, bei dem vor allem Aston Martin mit Fernando Alonso mit einem starken fünften Platz erneut überzeugen konnte. Nico Hülkenberg fuhr für Haas als einziger deutscher Pilot auf den beachtlichen neunten Rang und bewies, dass mit der richtigen Strategie auch kleinere Teams für Überraschungen sorgen können. Williams hingegen erlebte ein Wochenende zum Vergessen: Nach dem Ausfall von Alexander Albon und der kurzfristigen Fahrersuche blieb das Traditionsrennstall erneut punktlos.
Der Australien-GP 2024 wird als einer der erinnerungswürdigsten Läufe dieser noch jungen Saison in Erinnerung bleiben. Die Rückkehr von Carlos Sainz an die Spitze, der Doppelsieg für Ferrari und überraschende Wendungen in den Teams an der Spitze wie im Mittelfeld heizen die Vorfreude auf die kommenden Rennen an. Klar ist: Mit Fahrern wie Sainz, die in ihrer Entwicklung scheinbar keine Grenzen kennen, bleibt die Formel 1 weiterhin so spannend wie eh und je.