Das zweite Freie Training zum Großen Preis von Aserbaidschan 2025 versprach im Vorfeld bereits Spannung: Der Straßenkurs in Baku ist bekannt für seine engen Kurven, langen Geraden und eine erhöhte Fehleranfälligkeit. Die Teams nutzten jede Minute der Session, um sich optimal auf das anspruchsvolle Layout vorzubereiten. Schon früh war klar, dass die Bedingungen knifflig werden würden – nicht nur durch die oft wechselnden Windrichtungen, sondern auch durch die niedrigen Asphalttemperaturen zu Beginn des Trainings. Die Fahrer waren entsprechend gefordert, rasch Vertrauen ins Setup zu fassen und das Optimum aus ihren Boliden herauszuholen.
Mehrere Fahrer tasteten sich in den ersten Minuten vorsichtig an das Limit heran. Ferrari präsentierte sich erneut in starker Form: Charles Leclerc und Carlos Sainz lagen mit frühen schnellen Rundenzeiten nahe an der Spitze. Doch auch Red Bull ließ sich nicht lange bitten: Max Verstappen zeigte nach einigen Setup-Anpassungen seine Klasse und setzte mit einer beeindruckenden Runde die provisorische Bestzeit. Teamkollege Sergio Pérez kämpfte hingegen noch damit, die Balance seines Autos auf dem welligen Asphalt zu finden.
Lando Norris und Oscar Piastri nutzten die Gelegenheit, um das neue McLaren-Update ausführlich zu testen. Die silbern-orangenen Boliden beeindruckten durch Konstanz und eine solide Pace im Longrun. Mercedes, angeführt von Lewis Hamilton, wirkte zunächst noch auf der Suche nach der richtigen Abstimmung – George Russell hingegen überzeugte mit einem starken Topspeed auf der langen Geraden vor der Stadtmauer. Überhaupt war das Feld in Baku erstaunlich eng beisammen: Zeitabstände von weniger als einer Sekunde trennten die Top 10.
Besonders auffällig: Die Vielzahl an roten Flaggen und Unterbrechungen im zweiten Training. Ein Dreher von Yuki Tsunoda in Kurve 15 sorgte für das erste Ausrufezeichen – glücklicherweise blieb der Japaner unverletzt und schaffte es aus eigener Kraft zurück an die Box. Auch Lance Stroll musste seinen Aston Martin nach einem leichten Mauerkontakt abstellen. Die Gefahr von Zwischenfällen ist auf dem engen Baku City Circuit omnipräsent und dürfte auch das Rennen prägen.
Die Strategien für Sonntag nehmen unterdessen Konturen an. Reifenmanagement wird abermals eine entscheidende Rolle spielen, da der raue Streckenbelag hohe Anforderungen an die Pneus stellt und Überhitzung ein großes Thema ist. Die Teams simulierten daher im Training zahlreiche Longruns mit unterschiedlichen Reifensätzen, um möglichst viele Daten auszuwerten. Besonders die Soft-Reifen zeigten schnelle Abnutzung, weshalb ein früher Boxenstopp durchaus in Betracht gezogen wird – erneut ist wohl Flexibilität gefragt.
Für Spannung sorgte abermals das Mittelfeld. Alpine, Williams und Haas kämpfen hier um jeden Zehntel – und jeder Fahrfehler kann schnell Konsequenzen haben. Insbesondere der Lokalmatador Baku bietet immer wieder Chancen für überraschende Ergebnisse. Ein starkes Ergebnis im Qualifying kann das halbe Rennen bedeuten, wobei die berühmte enge Altstadtpassage traditionell für Drama sorgt.
Ein weiteres Thema: Windschatten-Taktik auf der kilometerlangen Start-Ziel-Geraden. Gerade in der entscheidenden Phase des Qualifyings könnten wir Zeuge davon werden, wie Teams gezielt ihre Fahrer zu perfekten Anfahrten orchestrieren, um die entscheidenden Hundertstel herauszuholen. Historisch gesehen liefert Baku stets spektakuläre Überholmanöver und enge Zieleinfahrten – nicht selten entscheiden Safety Cars das Renngeschehen mit.
Die Vorfreude auf das Rennwochenende könnte also kaum größer sein. Die Zeichen stehen auf einen weiteren denkwürdigen Baku GP, geprägt von Mut, Cleverness und dem ständigen Tanz am Limit. Für Fans der Formel 1 ist das Spektakel auf dem Kaspischen Meer ein Pflichttermin – denn in Baku gilt seit jeher: Alles ist möglich, bis zur letzten Runde.