Beim einzigen freien Training des Großen Preises von Brasilien in São Paulo sorgte Lando Norris für die Spitzenzeit und zeigte eine beeindruckende Leistung im McLaren. Während des auf nur 60 Minuten reduzierten Trainings, das den Fahrern aufgrund des Sprint-Wochenendes wenig Zeit für die Abstimmung gab, demonstrierte der britische Pilot eine fehlerfreie Runde und sicherte sich somit Selbstvertrauen für das weitere Rennwochenende.
São Paulo empfing die Teams am Freitag mit wechselhaftem Wetter, doch die Strecke blieb stetig trocken, bis am Ende der Sitzung einige vereinzelte Tropfen fielen. Norris nutzte die Bedingungen optimal aus und erzielte mit einer Rundenzeit von 1:11.384 die Führung. Damit ließ er seinen Teamkollegen Oscar Piastri (+0.276s) und Sergio Perez im Red Bull (+0.433s) hinter sich. Vor allem die starke Performance der McLaren-Fahrer sorgte bei vielen Experten für Gesprächsstoff, denn bisher galten sie nicht als absolute Favoriten auf dem Interlagos-Kurs.
Doch nicht für alle war das Training so erfolgreich: Yuki Tsunoda musste seinen AlphaTauri nach einem Verbremser im Senna-S deutlich beschädigt abstellen. Die Session wurde daraufhin für einige Minuten mit einer roten Flagge unterbrochen, ehe es für die Fahrer wieder auf Zeitenjagd ging. Während Tsunoda unverletzt blieb, steht der japanische Hoffnungsträger unter Druck, da der Sprint bereits am Samstag gefahren wird und wenig Zeit für Reparaturen bleibt.
Die begrenzte Trainingszeit erwies sich für alle Teams als zusätzliche Herausforderung, denn in São Paulo müssen in kürzester Zeit die passenden Setups gefunden werden. Besonders auffällig: Die Longrun-Programme wurden fast komplett zugunsten einiger schneller Runden auf den weichen Reifen aufgegeben, da jede Sekunde auf der Strecke wertvoll war. Charles Leclerc im Ferrari zeigte sich anschließend optimistisch, obwohl er mit Platz vier nicht im Spitzenfeld landete. Dennoch erweckt der Ferrari aktuell den Eindruck, als könne er gerade im Hinblick auf die Sprint-Qualifikation mithalten.
Während der amtierende Weltmeister Max Verstappen im Red Bull seinen Fokus anscheinend auf Rennsimulationen legte und auf Platz 6 landete, überraschten erneut die beiden Haas-Piloten. Sie nutzen ihre Erfahrung und das Wissen um die kniffligen Streckenbedingungen, um in die Top-10 zu fahren, was dem US-amerikanischen Team weitere Hoffnung für ein gutes Ergebnis macht.
Ein weiteres Gesprächsthema: Die stets wechselnde Windrichtung auf dem legendären Autódromo José Carlos Pace. Viele Piloten klagten über das instabile Heck in den schnellen Kurven, was einige Dreher und knappe Ausritte zur Folge hatte. Die Herausforderung dieses anspruchsvollen Layouts wird auch im Sprint und im Rennen eine Rolle spielen, denn selbst kleine Fehler werden gnadenlos bestraft.
Mit Blick auf das restliche Wochenende ist die Spannung groß: Kann Lando Norris seinen Schwung mitnehmen und den McLaren vielleicht aufs Podium bringen? Oder schlägt Red Bull mit Verstappen und Perez zurück? Das unberechenbare Wetter von São Paulo – von strahlendem Sonnenschein bis zu plötzlichen Regenfällen ist alles möglich – verspricht ein aufregendes Wochenende und möglicherweise einige Überraschungen. Die Augen der Fans richten sich zudem auf Mercedes und Aston Martin, beide Teams hatten im Training Probleme und müssen sich nun deutlich steigern, wollen sie nicht erneut ins Hintertreffen geraten.
Die Ausgangslage für das Sprint-Wochenende in Brasilien könnte kaum offener sein: Das Kräfteverhältnis scheint auf der brasilianischen Traditionsstrecke enger denn je und die Fans dürfen sich auf spannende Zweikämpfe, Mut in der Senna-S und womöglich einen neuen Namen auf der Siegerliste freuen.