Die Formel 1-Saison 2023 neigt sich ihrem spektakulären Abschluss zu – und das auf der glitzernden Szenerie des Yas Marina Circuit in Abu Dhabi. Die zweite Freie Trainingseinheit (FP2) bot am Freitagabend ein spannendes Bild für alle Motorsport-Fans: Lando Norris drehte die schnellste Runde des Tages und verwies niemand Geringeren als Weltmeister Max Verstappen auf den zweiten Platz. Doch abseits der bloßen Zeiten steckte das Training voller strategischer Nuancen, unerwarteter Dramen und spannender Ausblicke für das große Saisonfinale.
Mit einer überraschend schnellen Runde von 1:24.559 Minuten landete Norris im McLaren an der Spitze. Besonders beeindruckend: Der Brite setzte seine Bestzeit unter den anspruchsvollen Bedingungen der untergehenden Sonne, die das Zeittraining in Abu Dhabi traditionell so speziell macht. Während Verstappen, der den ersten Trainingstag noch dominiert hatte, Probleme mit dem Setup meldete und über zu wenig Grip klagte, bewies Norris einmal mehr, dass McLaren sich in den letzten Monaten zu einem der schärfsten Herausforderer der Spitze gemausert hat.
Hinter Norris und Verstappen komplettierte George Russell im Mercedes die Top 3, gefolgt von Charles Leclerc im Ferrari. Dahinter zeigte auch Oscar Piastri im zweiten McLaren erneut eine starke Vorstellung. Die wichtigsten WM-Entscheidungen sind zwar bereits gefallen, aber das Rennen um Platz zwei in der Konstrukteurs-Wertung bleibt ein heißes Duell – und FP2 deutete bereits an, dass Mercedes und Ferrari bis zum letzten Meter um diesen Prestigeplatz kämpfen werden.
Für Aufsehen sorgte zudem eine längere Unterbrechung durch einen Unfall von Carlos Sainz. Der Spanier verlor überraschend die Kontrolle über seinen Ferrari und schlug in die Barrieren ein – glücklicherweise blieb er unverletzt, doch sein Bolide musste an die Box geschleppt werden. Der Zwischenfall führte zu einer 14-minütigen Unterbrechung und wirbelte damit die Trainingspläne der Teams durcheinander. Sainz selbst äußerte sich nach dem Crash zerknirscht und betonte, wie schwierig die Bedingungen auf dem kühlen Asphalt am Abend gewesen seien.
Auch sonst zeigten einige Fahrer Schwierigkeiten, das optimale Temperaturfenster für ihre Reifen zu finden. Die Streckenbedingungen auf Yas Marina änderten sich während der Session rapide, was besonders am langen ersten Sektor für viele Teams zu einem echten Balanceakt führte. Während Lewis Hamilton sich über Funk mehrfach über die Performance seines Mercedes beklagte, schien Fernando Alonso im Aston Martin vom Setup nicht überzeugt. Die Teams nutzten die Trainingszeit entschieden, um verschiedene Reifen- und Flügeleinstellungen für das bevorstehende Rennen zu evaluieren.
Interessant bleibt die Frage nach der Rennstrategie am Sonntag. Die Longrun-Daten lassen erahnen, dass ein Zweistopp-Rennen durchaus möglich sein könnte. Die Pace der McLaren auf den Medium-Reifen fiel auf, doch Red Bull ist bekannt dafür, über Nacht noch Reserven freizulegen. Die Qualifikation am Samstagabend dürfte entsprechend spannend werden: Wird Norris seine starke Leistung im entscheidenden Moment wiederholen? Oder findet Verstappen doch noch den richtigen Dreh?
Das Saisonfinale in Abu Dhabi verspricht nicht nur auf der Strecke Hochspannung, sondern bietet den Fans auch ein einmaliges Lichtermeer und eine ganz besondere Atmosphäre unter arabischer Nacht. Die Ausgangssituation nach FP2 ist vielversprechend: McLaren mit Norris an der Spitze, Red Bull und Mercedes in Schlagdistanz – und ein Ferrari-Team, das alles daran setzen wird, die Saison mit einem Ausrufezeichen zu beenden. Eines ist gewiss: Motorsport-Fans dürfen sich auf ein würdiges Kräftemessen zum Abschluss einer denkwürdigen Saison freuen!