McLaren war in dieser Formel-1-Saison zweifellos eine der positiven Überraschungen, besonders nach den massiven Upgrades und starken Leistungen im zweiten Saisonteil. Während Lando Norris und Oscar Piastri auf Strecken wie Suzuka, Singapur und Katar beeindruckten, war der Weg dorthin steinig. Doch in Las Vegas zeigt sich, dass der britische Rennstall noch immer mit bestimmten Streckenprofilen zu kämpfen hat. Insbesondere vor dem Grand Prix in Nevada weist Norris auf einige fundamentale Probleme hin, die McLaren noch nicht vollständig in den Griff bekommen hat.
Das neue Las Vegas Grand Prix-Layout stellt mit seinen extrem langen Geraden und langsamen 90-Grad-Kurven eine besondere Herausforderung dar. Zwar wurden im Laufe des Jahres Fortschritte erzielt, doch Norris macht keinen Hehl daraus, dass dies keine Strecke ist, auf der sich der MCL60 wie zu Hause fühlt. „Auf Strecken mit vielen langsamen Kurven und Highspeed-Geraden fehlt uns aktuell einfach noch der letzte Schritt“, gibt Norris zu. In solchen Szenarien tut sich McLaren weiterhin schwer, da sie nicht die optimale Balance zwischen Abtrieb und Effizienz finden.
Für McLaren-Strategen ist es daher besonders schwierig, das Set-Up so abzustimmen, dass Fahrer auf die Reifen aufpassen und gleichzeitig auf den Geraden nicht zu viel Top-Speed verlieren. Das ist essenziell für das Las Vegas-Wochenende, zumal die kalten Temperaturen und die glatte Asphaltdecke für zusätzlichen Reifenabbau sorgen könnten. Teamchef Andrea Stella betont: „Wir müssen vermutlich Kompromisse eingehen, wie schon auf Strecken wie Monza. Dort war uns klar, dass wir nicht ums Podium fahren werden. Aber am Ende könnten die Umstände für eine Überraschung sorgen.“
Das Setup-Problem ist nicht allein auf die Aerodynamik der Fahrzeuge zurückzuführen. Gerade das Reifenmanagement bleibt ein kritischer Faktor: „Das Warmhalten der Reifen im Qualifying und deren Schonung im Rennen bereitet großen Aufwand“, erklärt Norris. Der Asphalt in Las Vegas ist neu, ziemlich glatt und anders als die meisten anderen typischen Rennstrecken. Da kommen die McLaren-Ingenieure ordentlich ins Schwitzen, denn Fehler beim Reifendruck oder Aufwärmen können das gesamte Rennen kosten.
Auch Fahrer Oscar Piastri ist vorsichtig optimistisch, will aber nicht zu viel versprechen: „Wir wissen, dass es nicht unsere Paradedisziplin wird. Aber wir hatten auch in Baku oder Monza phasenweise gute Pace,“ meint der Australier. Möglich also, dass Rainmen Norris und Piastri mit taktischer Finesse und etwas Glück in die Punkte fahren.
Hinzu kommt, dass McLaren im direkten Vergleich mit Ferrari, Mercedes und Red Bull noch das Nachsehen hat, wenn es um den Top-Speed auf den Geraden geht – ein entscheidender Nachteil in Las Vegas, wo Überholen auf den riesigen Vollgaspassagen fast ein Muss ist. Das Team arbeitet allerdings intensiv daran, für 2024 diese Schwächen zu adressieren. Insbesondere neue Aerodynamikteile und eine überarbeitete Aufhängung könnten vielversprechende Verbesserungen mit sich bringen.
Für die Fans bleibt es trotz aller Sorgen spannend: Kann McLaren beim Las Vegas GP ein paar Joker ausspielen oder werden sie in der Glitzerwelt von Nevada eher Statisten sein? Eines ist sicher: Schon jetzt beweisen Norris und Piastri mit konstant guten Leistungen, dass das Team auf einem sehr guten Weg ist. Ob es beim Poker um die Podiumsplätze reicht, hängt wohl nicht zuletzt von einer Portion Renn-Glück und cleverer Rennstrategie ab. Das Debüt des Formel-1-Rennens in Las Vegas wird McLaren zu einer weiteren wichtigen Standortbestimmung dienen – und allen Fans garantiert ein spektakuläres Nachtrennen unter den Lichtern der berühmten Stadt.