In einer unerwarteten Wendung beim Großen Preis von Las Vegas wurden die beiden McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri nach dem Rennen disqualifiziert. Die Entscheidung sorgte für reichlich Diskussionen, denn beide Fahrer hatten eine solide Performance gezeigt und wichtige Punkte für das McLaren-Team gesammelt. Doch Unregelmäßigkeiten bei der technischen Nachkontrolle führten letztlich zum Ausschluss – ein gewaltiger Rückschlag für das britische Traditionsteam.
Im Mittelpunkt des Skandals stand der Unterboden der beiden MCL60-Boliden, genauer gesagt das sogenannte Skid-Block-Element. Die FIA stellte fest, dass die Dicke dieser Komponenten bei beiden Autos nach dem intensiven Stadtrennen in Las Vegas nicht mehr dem geltenden Reglement entsprach. Vor allem auf Stadtkursen wie dem in Las Vegas, der durch zahlreiche Bodenwellen und enge Kurven gekennzeichnet ist, ist der Abrieb und Verschleiß dieser Elemente besonders hoch. Dieses Detail, oft im Schatten der großen technischen Schlagzeilen, wurde hier zum entscheidenden Faktor.
Die Disqualifikation ist für McLaren doppelt bitter. Zum einen verliert man wertvolle Punkte im Konstrukteursrennen – ein harter Schlag im engen Kampf gegen Teams wie Ferrari und Mercedes. Zum anderen war das Rennen aus sportlicher Sicht ein Mutmacher: Beide Fahrer hatten sich gekonnt durch das Chaos des Nachtrennens gekämpft und fuhren auf respektable Platzierungen. Mit der Entscheidung der Rennleitung wurde allerdings alle Mühe zunichte gemacht.
Für besonders großes Aufsehen sorgte auch das Prozedere rund um die technische Abnahme. Nach dem Rennen wählt die FIA üblicherweise stichprobenartig Fahrzeuge für eine tiefgehende Inspektion aus. Dass es gleich beide McLaren erwischte, ist ungewöhnlich, aber möglich. Die Regel selbst ist eindeutig: Das Skid-Block muss mindestens eine Dicke von 10 mm aufweisen. Werden diese Toleranzen nach dem Rennen unterschritten, folgt automatisiert die Disqualifikation, unabhängig davon, ob ein Vorsatz besteht oder nicht.
Das Team betonte in einer Stellungnahme, dass der erhöhte Verschleiß auf die besonderen Bedingungen in Las Vegas zurückzuführen sei. Die lange Gerade, hohe Geschwindigkeiten und die vielen Unebenheiten hätten das Material übermäßig beansprucht. McLaren versicherte zudem, dass weder ein Vorteil beabsichtigt noch eine Verletzung des Reglements vorsätzlich herbeigeführt wurde. Trotzdem blieb der Ablauf aus Sicht der Stewards eindeutig: Regelbruch ist Regelbruch.
Vor allem für Lando Norris, der sich mitten im Kampf um eine Top-5-Platzierung in der Fahrerwertung befindet, ist die Disqualifikation ein herber Rückschlag. Oscar Piastri, der als Rookie ohnehin um jede Rennminute und um jedes Pünktchen kämpft, verliert ebenfalls an Boden. Der Vorfall wirft einmal mehr die Frage auf, ob die aktuellen Vorgaben der FIA den extremen Belastungen auf temporären Straßenkursen noch angemessen Rechnung tragen. Viele Teams fordern längst flexiblere Regelungen oder zumindest spezielle Ausnahmeregeln für besonders anspruchsvolle Strecken.
Die Szene steht nun vor einem brisanten Saisonfinale: McLaren muss nicht nur das technische Risiko auf den kommenden Kursen minimieren, sondern auch strategisch aufholen. Ferrari und Mercedes, die direkten Konkurrenten im Kampf um Platz drei in der Konstrukteurswertung, könnten von dem Vorfall profitieren. Die ohnehin hitzigen Rivalitäten spitzen sich somit weiter zu.
Für die Fans bleibt das Las Vegas GP-Wochenende dennoch unvergessen. Spannung, Dramatik und nun auch ein kleiner Technikskandal – die Königsklasse des Motorsports erfindet sich immer wieder neu. McLaren wird alles daran setzen, beim nächsten Rennen zurückzuschlagen, während die Formel-1-Welt weiter gespannt auf die nächsten Plot-Twists der Saison blickt.