Alpine durchlebt momentan eine der schwierigsten Phasen seit dem Neustart des Teams in der Formel 1. Beim Großen Preis von Kanada blieben die Franzosen erneut ohne Punkte und damit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Besonders die Aussagen von Pierre Gasly ließen aufhorchen: „Wir sind derzeit weit von da entfernt, wo wir sein sollten.“ Dieser ehrliche Einblick verdeutlicht das Ausmaß der Herausforderungen, vor denen das Team derzeit steht.
Nachdem man die Saison 2024 ohnehin schon mit einem schwierigen Auto begann, schien der Kanada-GP eine weitere bittere Bestätigung, dass technische Updates und Verbesserungen bislang nicht den ersehnten Durchbruch brachten. Sowohl Gasly als auch Teamkollege Esteban Ocon hatten in Montreal große Mühe, sich unter den besten Zehn zu halten. Fehler in der Strategie, Kompromisse in der Fahrzeugabstimmung und mangelnde Pace auf der Strecke verhinderten jeglichen Aufwärtstrend.
Gasly sprach nach dem Rennen Klartext: „Wir waren einfach zu langsam, vor allem im ersten Stint. Auch mit Cleverness oder Strategie kann man Defizite bei roher Pace kaum kompensieren.“ Er lobte zwar die Zusammenarbeit im Team, machte jedoch deutlich, dass „es so nicht weitergehen kann“, wenn Alpine mittelfristig wieder Anschluss an das Mittelfeld finden will.

Hinter den Kulissen herrscht angesichts der anhaltenden Misere eine gewisse Ratlosigkeit. Das Team hatte gehofft, mit technischen Updates einen Schritt nach vorn zu machen, doch sowohl die Aerodynamik als auch das mechanische Gripniveau stimmen nicht. Besonders auf wechselnden Streckenbedingungen, wie beim Grand Prix in Kanada zu beobachten, kommt das Auto nicht wie gewünscht ins Arbeiten. Das zeigte sich schon im Qualifying, als beide Fahrer in den hinteren Regionen festhingen und selbst mit alternativen Strategien kaum Möglichkeiten hatten, aus eigener Kraft nach vorne zu kommen.
Die Chancen im WM-Kampf haben sich nach diesem schwachen Auftritt weiter verschlechtert. Während direkte Konkurrenten wie Williams oder Haas zumindest in einzelnen Rennen zu punkten vermögen, wirkt Alpine aktuell chancenlos. Auch die Tatsache, dass Gasly und Ocon im engen Mittelfeld immer wieder in Zwischenfälle und harte Positionskämpfe verwickelt sind, macht die Situation nicht leichter. Für einen ambitionierten Werksteam wie Alpine bedeutet das nicht nur sportlichen, sondern auch image-schädigenden Stillstand.
Intern ist klar, dass Massive Veränderungen notwendig sind, um den negativen Trend zu stoppen. Teamchef Bruno Famin und die technischen Verantwortlichen stehen bereits massiv unter Druck: Sie müssen binnen kürzester Zeit Lösungen präsentieren, um den Rückstand auf die Konkurrenz zu verkleinern. Gasly selbst bleibt trotz aller Schwierigkeiten kämpferisch und betont die Arbeitsmoral innerhalb des Teams. Doch auch er weiß: „Ohne entscheidende Verbesserungen werden wir die Top 10 nicht aus eigener Kraft erreichen. Wir sind alle frustriert, aber geben nicht auf.“
Das kommende Rennwochenende steht nun ganz im Zeichen der Aufarbeitung und Ursachenforschung. Fans dürfen gespannt sein, ob neue Updates und weitere intensive Entwicklungsarbeit einen Befreiungsschlag ermöglichen. Sollte Alpine erneut hinter den Erwartungen bleiben, dürfte die Kritik aus der F1-Öffentlichkeit merklich zunehmen – und das gerade in einer Phase, in der die F1 so offen und umkämpft ist wie selten zuvor.
Für echte Formel-1-Fans bleibt der Blick auf das französische Team besonders spannend: Gelingt nach Jahren der Stagnation endlich der ersehnte Fortschritt, oder droht Alpine weiter im grauen Mittelfeld zu verschwinden? Fest steht: Die kommenden Rennen werden zur Nagelprobe für Team und Fahrer – und darüber entscheiden, wie die Weichen für die Zukunft gestellt werden.