Beim zweiten Freien Training zum Großen Preis von Kanada herrschte am Circuit Gilles-Villeneuve elektrisierende Spannung. Lewis Hamilton setzte mit einer beeindruckenden Bestzeit ein Ausrufezeichen und verwies die beiden Ferrari-Piloten auf die Plätze zwei und drei. Doch nicht nur die schnellen Rundenzeiten sorgten für Gesprächsstoff, auch Zwischenfälle und wechselhafte Wetterbedingungen mischten das Feld ordentlich auf.
Hamilton, der in Montreal schon sieben Mal gewinnen konnte, präsentierte sich in Topform. Mit einer eindrucksvollen Rundenzeit von 1:12.549 Minuten auf dem Soft-Reifen unterstrich der Mercedes-Star seine Ambitionen für das Wochenende. Es wirkte fast so, als könne er an seine Erfolgsserie in Kanada anknüpfen, auch wenn sich das Mittelfeld in diesem Jahr spürbar enger zusammengerückt hat. Im Anschluss äußerte sich Hamilton äußerst zufrieden mit dem aktuellen Stand des Wagens und lobte besonders die Balance im schnellen zweiten Sektor.
Das Ferrari-Duo Charles Leclerc und Carlos Sainz belegte mit nur einem knappen Rückstand von 0,374 beziehungsweise 0,444 Sekunden die Plätze hinter Hamilton. Beide Scuderia-Piloten zeigten sich zuversichtlich, jedoch verhalten optimistisch – sie wissen, dass Mercedes in Kanada traditionell besonders stark ist und das Wetter schnell für Überraschungen sorgen kann. Die Italiener setzten vordergründig auf Longruns, um das Set-up für das vorhergesehene wechselhafte Wetter auch im Renntempo zu erproben.
Neben dem Dreikampf an der Spitze sorgte vor allem Lando Norris für Schlagzeilen: Der McLaren-Pilot prallte nach einem Fahrfehler in Kurve 1 gegen die Streckenbegrenzung und musste sein Training vorzeitig beenden. Glücklicherweise blieb er unverletzt, aber sein Bolide trug erhebliche Schäden davon. Die Mechanikercrew von McLaren steht vor einer Nachtschicht, um Norris’ Auto für den Samstag wieder rennfertig zu machen. „Solche Fehler passieren leider schnell, wenn man ans Limit geht“, kommentierte Norris kurz darauf.
Red Bull, bisher der Dominator der Saison, blieb auf den schnellen Einzelrunden hinter den Erwartungen zurück. Max Verstappen hatte mit Hydraulikproblemen zu kämpfen, die ihm wertvolle Streckenzeit raubten. Trotzdem schaffte er es, sich gerade noch unter den Top 5 zu positionieren. Sergio Perez, kürzlich mit einer Vertragsverlängerung ausgestattet, beschränkte sich ebenfalls auf einen Mix aus Longruns und schnellen Qualifying-Simulationen, ohne die Zeitenliste zu dominieren.
Die Wetterbedingungen spielten an diesem Freitag eine alles entscheidende Rolle. Während das erste Training von Regenschauern beeinträchtigt war, präsentierte sich die Strecke im zweiten Training weitestgehend trocken. Die Teams nutzten diese Gelegenheit intensiv, um Daten zu sammeln und verschiedene Reifentypen auszuprobieren – ein Vorsprung, der angesichts der unbeständigen Prognosen für das Qualifying und das Rennen von enormer Bedeutung sein könnte.
Auch im Mittelfeld zeichnete sich ein spannender Kampf ab: Sowohl Aston Martin als auch Alpine und Haas mischten im Kampf um die Top Ten kräftig mit. Insbesondere Nico Hülkenberg zeigte einmal mehr seine Montreal-Expertise und landete auf einem starken siebten Rang. Für Williams hingegen bleibt weiterhin Aufholbedarf, da beide Fahrer außerhalb der Punkteränge landeten.
Die Karten in Kanada werden weiter neu gemischt: Noch sind alle taktischen Optionen offen, insbesondere wenn das erwartet wechselhafte Wetter das Qualifying in ein strategisches Glücksspiel verwandelt. Für Formel-1-Fans verspricht das restliche Wochenende in Montreal atemberaubende Rennaction – mit einem wiedererstarkten Lewis Hamilton, hungrigen Ferraris und einem Red Bull-Team, das zur Aufholjagd bläst. Spannung ist garantiert!