McLaren in Baku: Warum der aktuelle Bolide so schwer zu bändigen ist
Das McLaren-Formel-1-Team gehört seit Jahrzehnten zum festen Inventar des Motorsports. Doch auch ein so traditionsreiches Team bleibt nicht vor Herausforderungen verschont – insbesondere dann, wenn es um die Weiterentwicklung und das Handling des aktuellen Autos geht. Beim Großen Preis von Aserbaidschan zeigte sich zuletzt eindrucksvoll, warum der McLaren-Bolide der Saison 2025 als besonders schwer fahrbar gilt.
In den engen Straßen von Baku, einer Strecke, die höchste Anforderungen an das Fahrverhalten und die Abstimmung eines Formel-1-Wagens stellt, wurden die Schwächen des aktuellen McLaren überdeutlich. Sowohl Lando Norris als auch Oscar Piastri hatten sichtlich Mühe, das maximale Potenzial aus ihrem MCL38 herauszuholen. Fans und Experten beobachteten, wie die Fahrer bei niedrigem Grip an der Vorder- und Hinterachse kämpften und der Wagen sich stellenweise fast widerspenstig verhielt.
Insbesondere das Bremsverhalten in langsamen Kurven war für McLaren ein Problem. Das Auto verlor beim Anbremsen auf unebener Strecke oft die Hinterachse – für die Piloten eine echte Herausforderung. Immer wieder kam es zu kleinen Ausritten in die Auslaufzonen, die weder den Zeiten noch dem Selbstbewusstsein der Fahrer zugutekamen. Genau diese Charakteristik macht es so schwer, mit dem MCL38 konstant schnelle Rundenzeiten zu erzielen, vor allem auf einem Stadtkurs mit wenig Fehlerverzeihung.

Sowohl in der Ingenieurs- als auch in der Fahrerlager-Analyse zeigt sich: Das Hauptproblem liegt im aerodynamischen Konzept des Fahrzeugs. McLaren verfolgt einen Ansatz, bei dem viel Abtrieb bei hohen Geschwindigkeiten erzeugt wird. Doch auf langsamen Abschnitten wird die Aerodynamik instabil, das Auto verliert seine Präzision. Zusätzlich erschwert die recht aggressive Fahrzeugbalance das „Feintuning“ der Abstimmung. Kleine Veränderungen am Setup sorgen oft für große Effekte – nicht immer zum Vorteil der Fahrer.
Auch das Reifentemperaturmanagement bleibt eine Baustelle. Bei den wechselhaften Bedingungen in Baku hat sich gezeigt, dass das Fenster für optimale Performance sehr schmal ist. Sind die Bridgestone-Reifen zu kalt, fehlt der Grip – sind sie zu heiß, baut der Reifen rasch ab. McLaren gelingt es noch nicht konsequent, das ideale Temperaturefenster zu nutzen. Das Resultat: Schwankende Rundenzeiten im Qualifying und Rennen sowie erhöhte Reifenabnutzung.
Interessanterweise ist das Handling-Problem nicht allein auf den Stadtkurs Baku beschränkt. Auch auf anderen Strecken berichten die Fahrer über ein sehr enges Arbeitsfenster des Autos. In schnellen Kurven kann das Auto mit den Besten mithalten, doch in langsameren Passagen kämpfen Norris und Piastri immer wieder gegen instabilen Grip an. Im Vergleich zu Red Bull und Ferrari, deren Fahrzeuge als gutmütiger gelten, ist der McLaren ein echtes Sensibelchen.
Im Team arbeitet man fieberhaft an neuen Upgrades. Einige Verbesserungspakete sollen noch in dieser Saison zum Einsatz kommen und die Balance in den langsamen Kurven stabilisieren. Die Hoffnung ist groß, dass damit wieder regelmäßig Podestplätze in Reichweite rücken. Gleichzeitig bleibt McLaren eines der spannendsten Teams im Feld; insbesondere dann, wenn es gelingt, die Schattenseiten des Boliden mit technischer Finesse zu entschärfen.
Für die Fahrer ist das eine echte Mutprobe. Sie lieben das Risiko und die Herausforderung, wissen aber auch, dass ein unberechenbares Auto in der heutigen Formel 1 schnell viel kostet – Punkte, Moral und vielleicht sogar Vertragsverlängerungen. Die nächsten Rennen werden zeigen, ob McLaren aus den Erkenntnissen von Baku die richtigen Schlüsse zieht und endlich ein wettbewerbsfähigeres Gesamtpaket auf die Strecke bringt.