Der Große Preis von Kanada 2024 hat die Dynamik im Red Bull Nachwuchsprogramm erneut in den Fokus gerückt. Insbesondere das AlphaTauri-Team (heute unter dem Namen RB, vormals als Scuderia AlphaTauri bekannt) steht im Zentrum der Spekulationen um die künftige Red Bull-Fahrerpaarung. Während Max Verstappen seinen Platz im Red Bull Racing-Boliden auf absehbare Zeit sicher hat, ist die Frage, wer sein Teamkollege sein wird, weiterhin spannend. Nach einem intensiven Rennwochenende in Montréal hat Yuki Tsunoda mit seiner Performance frische Argumente für die Fahrerauswahl geliefert – allerdings nicht zwingend in eindeutig positiver Weise.
Tsunoda hat sich binnen der vergangenen Monate als einer der konstantesten und fehlerärmsten „Midfield“-Piloten etabliert. Gerade im Qualifying kann sich der Japaner immer häufiger gegen arrivierte Fahrer durchsetzen und punktet mit soliden Leistungen trotz der Limitierungen seines Autos. Vor allem im Zweikampf agiert Tsunoda inzwischen abgeklärter als noch in seinen ersten beiden Formel-1-Saisons. Viele Experten halten ihm zu Gute, dass er bei RB in diesem Jahr mehr Konstanz und mentale Stärke bewiesen hat als sein Teamkollege Daniel Ricciardo, der nach wie vor mit Formschwankungen kämpft.
Doch genau beim Kanada-Grand Prix wurde Tsunoda – nach wochenlangen Lobeshymnen – ein kleiner, aber bedeutender Fehler zum Verhängnis. In der Schlussphase des Rennens kam er nach einem Dreher von der Strecke ab und verlor so sicher geglaubte WM-Punkte für sich und das Team. Teamchef Laurent Mekies betonte zwar, Tsunoda habe sich schnell weiterentwickelt und sein Fehler dürfe ihm nicht allzu sehr angekreidet werden. Doch in einer Phase, in der jeder Strohhalm für einen künftigen Red Bull-Werkscockpit zählt, steht Tsunoda plötzlich wieder unter erhöhtem Druck.

Die Strategie von Red Bull Motorsportchef Helmut Marko ist seit Jahren bekannt: Kein vorschneller Entschluss, stattdessen werden sowohl Tsunoda als auch Ricciardo, aber auch andere Talente (wie Liam Lawson, der nach seinen F1-Einsätzen 2023 noch immer hoch im Kurs steht) über Monate intensiv beobachtet. Es sei essentiell, dass Fahrer auch unter maximalem Druck fehlerfrei performen können – vor allem, wenn das Ziel das begehrteste Cockpit neben Max Verstappen ist. Marko betonte im Interview, dass kurzfristige Hochleistungen zwar positiv zu verbuchen seien, für die Entscheidung aber die Gesamtentwicklung entscheidend ist.
Die Optionen für das Red Bull-Team werden daher mit Fingerspitzengefühl abgewogen. Tsunodas beeindruckende Entwicklung, gepaart mit Ricciardos Erfahrung, aber auch der jugendliche Hunger eines Liam Lawson schaffen ein komplexes Entscheidungsumfeld. Dabei spielt auch die strukturelle Änderung im RB-Team eine Rolle. Die Hinzunahme neuer Ingenieure und die technische Kooperation mit Red Bull Racing sorgen für einen bedeutenden Technologieschub. Junge Fahrer erhalten aktuell so viele Chancen wie nie, sich im direkten Vergleich zu bewähren.
Für Tsunoda bleibt die Bilanz bislang trotzdem respektabel: Elf Mal in Folge schaffte er es, Ricciardo im Qualifying zu schlagen – ein klares Zeichen für seine Geschwindigkeit über eine Runde. Allerdings mahnen Experten, dass das Zusammenspiel aus Fehlervermeidung, Teamführung und technischem Verständnis genauso wichtig ist wie die Duelle auf der Zeitentabelle. Im angespannten Wettrennen um das begehrte Red Bull-Cockpit kann deshalb eine einzige Unachtsamkeit – wie jener Dreher in Kanada – das Zünglein an der Waage sein.
Die Diskussionen um die Fahrerpaarung 2025 sind dementsprechend elektrisierend. Wer wird am Ende den Zuschlag bekommen? Setzt Red Bull auf das aufsteigende japanische Talent, den charismatischen Rückkehrer aus Australien oder auf einen ganz neuen Namen? Klar ist, dass die nächsten Grands Prix entscheidenden Einfluss haben werden. Für Formel-1-Fans bedeutet dies: Die heiße Phase des Fahrerkarussells ist endgültig eröffnet!