Oscar Piastri gilt seit seinem Einstieg in die Formel 1 als eines der aufregendsten Talente im Fahrerfeld. Der junge Australier überzeugte bereits in seiner Rookie-Saison mit beeindruckender Gelassenheit, starken Rennergebnissen und einer steilen Lernkurve. Doch wie bei vielen Neulingen gab es eine Schwachstelle: Das Qualifying. Der Samstag, an dem es nur auf eine schnelle Runde ankommt, lässt oftmals die Spreu vom Weizen trennen – und Piastri wusste, dass genau hier der Schlüssel für weitere Fortschritte liegt.
Bereits zu Beginn der Saison 2024 analysierte sein Team McLaren zusammen mit ihm die Trainingsdaten und stellte fest: Während Piastri im Rennen die Konstanz und Übersicht eines Routiniers zeigte, fehlten im Zeittraining immer noch ein paar Zehntel auf seinen Teamkollegen Lando Norris. Vor allem in engen Mittelfeldduellen kann eine einzige Startreihe entscheidend sein. Es war für Piastri klar, dass er an seiner Qualifying-Performance feilen musste, um dauerhaft das Maximum aus seinem Boliden herauszuholen.
Piastri verfolgte diesen Vorsatz akribisch. Mit Hilfe von McLarens Ingenieuren nutzte er das Wintertraining, um spezifisch an den Schwächen zu arbeiten: Präzisere Vorbereitung der Reifen, optimiertes Aufwärmen im Outlap sowie das perfekte Timing für die letzte, entscheidende Push-Lap. Auch mental bereitete sich Piastri intensiver vor, mit Visualisierungstechniken und dem Studium der Onboard-Aufnahmen seines Teamkollegen und anderer Topfahrer.
Das Resultat ließ nicht lange auf sich warten. Nach den ersten Qualifikationen der Saison 2024 war eine deutliche Verbesserung erkennbar: Piastri bewegte sich regelmäßig auf Augenhöhe mit Norris. Besonders beeindruckend war sein Auftritt in Monaco, wo es auf Präzision und Risikobereitschaft ankommt – ein Terrain, das Experten oft als „Champions-Prüfung“ betrachten. Piastri meisterte den legendären Stadtkurs mit Bravour und stellte damit unter Beweis, dass er auch im Zeitfahren den nächsten Schritt gemacht hat.
Nicht nur statistisch, auch subjektiv ist der Unterschied spürbar. Die McLaren-Crew bestätigte mehrfach, wie professionell und reflektiert Piastri an die Herausforderung herangeht. Viele loben insbesondere seine Fähigkeit, Fehler schnell zu erkennen und auszumerzen – ein außergewöhnliches Merkmal für einen Fahrer am Beginn seiner Formel-1-Karriere. Auch Teamchef Andrea Stella betonte kürzlich: „Oscar ist ein echtes Kaliber, was Entwicklung und Lernwille angeht. Seine Fortschritte sind ein Glücksfall für unser Team!“
Die Konkurrenz ist gewarnt: Mit einem Piastri, der samstags regelmäßig in den Top 5 startet, werden strategische Optionen für McLaren im Rennen noch vielseitiger. Da der Abstand zum Spitzentrio Red Bull, Ferrari und Mercedes ohnehin kleiner wird, könnte Piastri mittelfristig nicht nur als Podiumsanwärter sondern auch als Siegkandidat gehandelt werden.
Auch abseits der Strecke wirkt sich die neue Stärke im Qualifying positiv aus. Das Teamklima, das Verhältnis zu Norris und die Stimmung rund um McLaren sind so gut wie lange nicht mehr. Die Fans dürfen sich also auf viele spannende Duelle im orangenen Renner freuen – und die Formel 1 darf ein weiteres Top-Talent auf dem Weg zur Spitze beobachten.
Mit seinem Ehrgeiz und seiner Herangehensweise unterstreicht Piastri, dass in der Formel 1 neben Talent vor allem Zielstrebigkeit, Analysefähigkeit und permanente Weiterentwicklung zählen. Die Qualifying-Schwäche scheint endgültig überwunden – jetzt ist Oscar Piastri bereit für die nächste Stufe seiner Karriere im Haifischbecken der Königsklasse.