Im Jahr 2010 erlebte die Formel 1 einen der dramatischsten und überraschendsten Finales der Motorsportgeschichte. Das Saisonfinale in Abu Dhabi lockte Fans weltweit vor die Bildschirme, denn gleich vier Fahrer – Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Mark Webber und Lewis Hamilton – hatten mathematisch noch Chancen auf den Weltmeistertitel. Ein derart enger Titelkampf ist selbst in der traditionsreichen Historie des Sports eine absolute Rarität. Schon im Vorfeld spürte man die Hochspannung, die über dem glitzernden Yas Marina Circuit lag, und die Erwartungen an ein denkwürdiges Rennen waren riesig.
Sebastian Vettel reiste als Außenseiter nach Abu Dhabi. Obwohl er während der Saison starke Leistungen zeigte, stand er im Titelkampf hinter seinen Rivalen Alonso und Webber. Der junge Deutsche hatte zwar in der Saison mehrfach dominiert, aber Pech und technische Probleme warfen ihn immer wieder zurück. Alles hing davon ab, ob Vettel nicht nur das Rennen gewinnen, sondern auch darauf hoffen konnte, dass seine direkten Konkurrenten nicht genügend Punkte sammelten. Die Konstellation war für Fans und Fahrer gleichermaßen nervenaufreibend.
Das Qualifying unterstrich Vettels Siegeswillen – er sicherte sich die Pole Position vor Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Doch der Grand Prix bot den Zuschauern weit mehr als nur einen Kampf um die vorderen Plätze. Der enge Kurs, strategische Meisterleistungen an der Box und ein unglücklicher Frühunfall von Michael Schumacher sorgten zusätzlich für Dramatik. Besonders Alonsos Rennen geriet durch eine folgenschwere Boxenstopp Strategie ins Straucheln, als er im Verkehr hinter Vitaly Petrov feststeckte und so wertvolle Runden verlor.
Während Vettel ein fehlerfreies Rennen an der Spitze fuhr, zogen sich hinter ihm die Rivalen gegenseitig ins Verderben. Webber, der zweite Red Bull Pilot und einer der Hauptfavoriten, wurde ebenfalls durch einen verfrühten Boxenstopp zurückgeworfen und kam im Zieleinlauf nicht über Rang acht hinaus. Die Ferrari-Boxencrew versuchte verzweifelt, Alonso den Druck zu nehmen, doch die Entscheidung, ihn gleichzeitig mit Webber an die Box zu holen, erwies sich als fatal. Im Überrundungsverkehr war Alonso chancenlos, seine Angriffe auf Petrov blieben erfolglos.
Der Zieleinlauf war einer der emotionalsten Momente der jüngeren F1-Geschichte. Vettel, lange Zeit vom Pech verfolgt, ging als Überraschungssieger aus dem Tumult hervor. Seine Funksprüche unmittelbar nach der Überquerung der Ziellinie sind bis heute legendär – erst Minuten nach Rennende wurde ihm bestätigt, dass er tatsächlich Weltmeister ist. Mit 23 Jahren und 134 Tagen wurde er zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten, ein Rekord, der bis heute Bestand hat. Die Emotionen im Red Bull-Lager – vom Fahrerlager bis zu Teamchef Christian Horner und Technikguru Adrian Newey – kannten keine Grenzen.
Das Abu Dhabi Rennen von 2010 bleibt ein Paradebeispiel für die Unberechenbarkeit der Formel 1. Strategie, Nervenstärke und letztlich auch das Quäntchen Glück mischten sich zu einem unvergesslichen Mix, der Fans in aller Welt noch lange begeistern sollte. Besonders bemerkenswert: Selbst erfahrene F1-Piloten wie Fernando Alonso mussten erfahren, wie ein einziger strategischer Fehler über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Der Titelgewinn Vettels war der Beginn einer neuen Ära – in den folgenden Jahren prägte er die Königsklasse mit vier aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften und wurde zu einer der großen Figuren des Sports.
Für viele bleibt Abu Dhabi 2010 der Inbegriff eines perfekten Finales: Talent, Taktik und Tragik verschmolzen zu einer Renngeschichte, die als Lehrstück in die Annalen eingehen wird. Ein grandioses Beispiel dafür, weshalb die Formel 1 weit mehr ist als nur ein Motorsport – sie erzählt packende Geschichten, die Motorsport- und Sportfans gleichermaßen elektrisieren.